Suilad randir!
Seit einiger Zeit schon schreiben wir an unserer eigenen Geschichte - allen voran unser treuer Hauptmann Numil und ich. Schnell waren wir der Meinung, dass wir euch das Ergebnis unserer Schreiberei nicht vorenthalten möchten und so wollen wir euch an dieser Stelle die Chronik des Rabenbundes vorstellen. Unsere Geschichte beginnt mit einem kurzen Einstieg, der bereits in unserem Vorstellungsthread gegeben wurde und einem ersten Kapitel. Weitere sind bereits fertig, doch möchten wir ein wenig zwischen den Veröffentlichungen etwas Spannung halten. Ein paar Folgeposts werde ich reservieren, falls der Platz hierin später irgendwann nicht ausreichen sollte.
Ich hoffe, euch gefällt unser Erzeugnis und ihr habt Freude daran, unseren Erzählungen zu lauschen. Setzt Euch hinzu an unser Lagerfeuer, nehmt Euch einen Humpen Bier, spielt ein Lied oder pafft etwas an eurer Pfeife!
---------------------------------------------------------------------------------------
Prolog
Die Wacht im Norden wird immer beschwerlicher. Orks dringen mehr und mehr nach Süden vor und werden für die Waldläufer ein ernstzunehmendes Problem. Boten sind in diesen Zeiten des Krieges strategisch äußerst wichtig. Viele von ihnen werden nahezu täglich entsandt, um die Waldläufer besser zu koordinieren.
Einer dieser Boten war der Waldläufer Noras. Wie die Zwerge einst, setzte auch Noras Raben als Kundschafter ein und entsandte sie mit Nachrichten zu den Lagern der Waldläufer. Dies verschaffte ihn stets einen großen zeitlichen Vorteil.
Er selbst erkundete auch auf eigene Faust die von Orks besetzten Landstriche. Während seiner Reise traf er auf einige Heimatlose, die sich in der Natur durchschlugen, weil ihre Höfe verbrannt waren und sie nicht wussten, wohin sie noch können. Sie hausten tief im Unterholz, ernährten sich von dem, was sie finden konnten und hielten sich so versteckt, wie irgend nur möglich, um weiteren Angriffen durch Orks zu entgehen. Misstrauisch waren sie jedem Fremden gegenüber, doch freundeten sie sich schnell mit Noras an. Noras selbst - kampferfahren durch seine jahrelangen Dienste für die Waldläufer - erkannte, dass diese Heimatlosen ein neues Ziel vor Augen brauchten - etwas, um ihnen wieder Mut zu machen.
Nach und nach begannen sie gemeinsam zu trainieren und führten immer öfter Angriffe aus gegen die Diener des dunklen Herrn. Erst waren es kleine Trupps von Kundschaftern, später griffen sie gar größere Truppenverände an. Stets hielten sie sich im Verborgenen. Der Feind wusste nie, wie ihm geschah.
Mit der Zeit fassten die Heimatlosen Vertrauen zu Noras und wählten ihn zu ihrem Hauptmann. Als Ausdruck ihrer gegenseitigen Verbundenheit und ihres gemeinsamen Auftrages gaben sie sich selbst den Namen "Rabenbund".
Die Gefolgschaft wuchs langsam, aber eine große Streitmacht lag ohnehin nicht im Interesse ihres Hauptmanns. Er verstand sich besser auf Guerilla-Taktiken, als auf offene Feldschlachten.
Nur diejenigen, die sich das Vertrauen des Rabenbundes verdient haben, können auch Teil dieser Gefolgschaft werden. Denn Saurons Spione sind überall. Man kann nicht riskieren, dass dem Feind Angriffspläne in die Hände gespielt werden.
So begann die Geschichte des Rabenbundes - einer Gefolgschaft, die ihren Platz in Mittelerde sucht und stets bereit ist, gegen das Unrecht zu kämpfen.
---------------------------------------------------------------------------------------
Band I
Aufstieg und Fall
Kapitel 1
- Der Rabe breitet seine Schwingen aus -
Lange Zeit befanden sich Noras und seine Gefolgsleute auf Wanderschaft. Sie durchstreiften die Nordhöhen und das nördliche Breeland. Sie unterstützten die Waldläufer in Esteldín und halfen dabei, gezielte Angriffe auf Stützpunkte der Orks auszuführen. So gelang es ihnen, die Orks langsam, aber stetig zurückzudrängen. Doch vernahmen sie Kunde über neue Gefahren ... nur diesmal aus dem fernen Süden. Archet und wohl auch das ganze Breeland schien bedroht zu werden - bedroht von einer Gemeinschaft, die sich selbst als "Schwarzwolds" bezeichneten.
Als die Gefolgschaft des Roten Jägers den Chetwald erreichte, errichteten sie ein kleines Feldlager - versteckt nahe einer Höhle. Ihr Auftrag war es, die Schwarzwolds zu überfallen, gestohlene Waren ausfindig zu machen und nach Schlucht zurück zu bringen. Späher wurden ausgeschickt, um die Lage zu erkunden. Einige Stunden später kamen der Kundige Medice und seine Begleiterin Eylin zurück und berichteten von einigen wenigen kleinen Zeltlagern im Wald und einer weitaus größeren Anlage bei einer alten Ruine. Böses schien von diesem Ort auszugehen, doch konnte nicht genau festgestellt werden, was es damit auf sich hatte.
Während Medice dabei war, für die Truppe zu kochen - wenngleich seine Kochkünste oft zu Wünschen übrig ließen - besprachen die Gefährten ihren Plan, wie sie gegen die Schwarzwolds vorgehen wollten. Ein koordinierter Angriff war geplant von allen Seiten. Keiner der Schwarzwolds sollte merken, wie ihm geschah, ehe es zu spät war. Der Plan wurde einstimmig angenommen und wenig später wurde Numil und Haddy schließlich aufgetragen, sich und ihre Gefährten abmarschbereit zu machen. -
Es war ruhig im Chetwald. Nichts schien diese Ruhe zu trüben. Doch wenn man genauer hinhörte, vernahm man plötzlich hin und wieder dumpfe Geräusche, die nicht näher eingeordnet werden konnten. In der Festung der Schwarzwolds schien man noch immer nichts davon bemerkt zu haben, dass ihre Spähposten einer nach dem anderen ausgeschaltet wurden.
Medice schickte seinen Raben aus, um die Wache am Haupttor zu verwirren. Sie zückte ihr Schwert und eine weitere Wache den Bogen. Von der Seite stürmte Haddy heran, der beiden einen betäubenden und schweren Schlag versetzte. Nach und nach drangen sie immer weiter in die Festung vor und gelangten so nahezu unbemerkt bis zu einem großen stämmigen Mann, der eine breite Axt bei sich trug. Er musste einer der Offiziere in den Reihen der Schwarzwolds gewesen sein. Haddy hielt seine Hand nach hinten, um zu signalisieren, dass er es allein mit ihm aufnehmen wollte. Der Kampf war sehr erbittert, doch behielt Haddy die Oberhand. Er nahm dem Offizier einen Schlüssel ab, welchen er um den Hals trug und öffnete damit die beiden Kisten, die daneben standen. Urkunden befanden sich darin, Urkunden und andere Wertsachen. Er und Numil nahmen die größere Kiste auf und dem Bären von Medice wurde die kleinere auf den Rücken gebunden. Es schien so, dass sie noch unbemerkt das Lager verlassen konnten, doch ertönte das laute Klappern einer Kuhglocke. Die Schwarzwolds schlugen Alarm und schon bald wimmelte es von ihnen.
Noras schoss einen Dornenregen los, um mehrere von ihnen in schach zu halten, während seine Gefolgsleute den geordneten Rückzug antraten. Jedem, der sich von den Pfeilen oder seinen Schlingfallen befreien konnte, schoss er einen Pfeil in die Brust. Irgendwann gab schließlich auch der Letzte die Verfolgung auf und wenig später gelangten Collfaron und seine Leute sicher nach Schlucht. -
Es sprach sich schnell herum, welche Leistung diese Kämpfer vollbrachten. Sie erhielten freie Unterkunft und Verpflegung im Gasthaus und blieben noch einige Wochen dort. Eines Tages trat ein Waldläufer an Noras heran und übergab ihm eine Urkunde im Namen seines Herrn Aragorn. Der Jäger ließ am selben Tag noch nach seinen Leuten rufen und sie versammelten sich in der großen Gaststube.
Andächtig standen sie an dem massiven Holztisch, auf dem eine schmuckvolle Urkunde lag. Darauf zu lesen waren die Worte:
Gründungsurkunde der ehrbaren Gefolgschaft namens "Rabenbund"
Wir, Aragorn, Arathorns Sohn, Stammesführer der Dúnedain, nehmen mit Kraft dieses Schreibens die Mitglieder des Rabenbundes als Lehnsleute an und übertragen ihnen ein kleines Gut in der Hochstraße 1 der Siedlung Pembert im Breeland zu Lehen. Ferner erteilen Wir diesem Bund die Erlaubnis, sich als Ehren-Waldläufer zu bezeichnen, wenn sie Willens sind, den folgenden Eid zu geloben:
Wir, die Mitglieder des Rabenbundes, geloben die Freien Völker Mittelerdes zu schützen, Ihnen in Not- wie auch in Friedenszeiten helfend zur Seite zu stehen und die Ideale unserer Gefolgschaft treu und ehrenhaft zu verteidigen.
Dieses Gelöbnis wahren wir im Namen Manwes, des Herrn der Lüfte, des Windes und der Wolken und bekräftigen es mit unseren Unterschriften.
Ai Crebain!
Neben dem Dokument stand ein kleines Tintenfass mitsamt einer Feder. Jeder der Anwesenden unterzeichnete es mit einer schwungvollen Unterschrift. Als auch der letzte seine Signatur auf das Schriftstück setzte, erhoben die Gründungsmitglieder des Rabenbundes ihre Schwerter, Hellebarden und Stäbe und riefen laut zur Bekräftigung ihres Gelöbnisses "Ai Crebain! Heil den Raben!". Die Schwarzwolds schienen zerschlagen, der Rabenbund ward offiziell gegründet. Doch niemand wusste, welchen Gefahren sich diese neue Gemeinschaft noch stellen sollte.
---------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 2
- Ein Meister der Klingen -
Unruhig waren die Nächte in letzter Zeit für den Roten Jäger. Er träume viel und es schien so, als träume er von Dingen, die sich erst in der Zukunft ereignen sollten. -
Flammen und drückende Hitze umspielte eine riesige Höhle. Vielerlei Unrat trieb sich dort herum. Würmer und kleine Drachen wankten umher. Doch noch viel beunruhigender waren die Horden an Orks, die im gesamten Gebiet patroullierten. Hoch über ihren Köpfen an einer Pforte prangte ein großes Banner und es war unverkennbar, dass es das Zeichen Mordors trug. Mordor!
"Der Dunkle Herrscher greift also erneut nach Westen!", dachte sich Noras.
Doch gab es auch Hoffnung. Der Traum schlug um. Plötzlich fand sich der Jäger neben einem massiven steinernen Bau wieder. Er war so anders als die stinkenden Lager der Orks. Kunstvolle Verzierungen prägten die Struktur und der einzige Gestank, der bemerkbar war, waren Exkremente von großen Ziegen, die in einem Stall standen. Schnaufen und Hämmern war zu hören. Und schon bald darauf sah Noras die Quelle der Geräusche. Zwerge waren dabei, sich für den Kampf zu rüsten. Sie brüteten über Plänen, stockten die Versorgung auf und genehmigten sich zwischendurch mal ein paar Biere.
Erneut verschwamm der Traum und Collfaron sah sich selbst inmitten zwergischer Gebäude. Er spannte seinen Bogen und ließ Pfeile auf Orks herabregnen. Sie schauten grimmig drein, fletschten die Zähne und stürmten voller Zorn auf ihn zu. Einer der Orks gelangte unbemerkt an Noras Seite, holte zum Schlag aus, der heftig auf den Kopf des Jägers niederfahren sollte, doch im letzten Moment knallte das orkische Schwert auf zwei Klingen feinster Elbenart. Gewandt entriss der Führer dieser Klingen dem Ork die Waffe und versetzte ihm empfindliche Hiebe an Armen und Bauch bis dieses Ungetüm zu Boden fiel. Noras wandte sich um und vor ihm stand ein hochgewachsener Elb. Seine Rüstung glänzte und die Flammen der Umgebung schimmerten darin, als würde er selbst brennen. Doch einzig sein Kampfeswillen brannte in seinen Augen.
"Ihr solltet besser aufpassen.", sagte der Elb grinsend. Noras nickte dankbar und fragte schließlich, wer sein Helfer war. "Mein Name ist Terandiel. Ich bin ein Waffenmeister der Elben, die ausgeschickt wurden, um den Zwergen hier unten in Moria zu helfen."
"Moria!", dachte Noras erstaunt. "Was tue ich nur hier?!" Viele Gerüchte und Geschichten hatte der Jäger früher bereits über diesen Ort gehört. Und alle nahmen sie kein gutes Ende. Man sagte, die Zwerge hätten eine uralte böse Macht erweckt, als sie zu gierig in den Tiefen gruben. Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, wurde er von Terandiel unterbrochen.
"Wir sollten weiterziehen. Die Orks werden sicher schon bald neue Krieger schicken, um nach den Patrouillen zu sehen."
Beide zogen nun gemeinsam durch die heißen und dampfenden Gänge und erledigten einen Ork nach dem anderen. Ihre Kräfte ergänzten sich gebündelt ausgezeichnet. Und während ihrer Kampfpausen unterhielten sich die beiden Kämpfer angeregt über Legenden des Ersten Zeitalters und ihre jeweils früheren Abenteuer, bevor sie dieses stinkende Loch namens Moria betraten.
Wieder schwankte der Traum und man sah Terandiel gemeinsam mit Skadi und Haddy an einem Tisch in einer Taverne sitzen. Sie lachten und tranken gemeinsam, während Skadi Lieder spielte. Jeder von ihnen trug das Abzeichen des Rabenbundes auf der Brust und so wurde Noras klar, dass er selbst an den gefährlichsten Orten Mittelerdes neue Gefährten finden konnte, die sich ihm und seiner Gefolgschaft von Partisanen anschließen werden.
---------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 3
- Ein Zwerg, ein Wort -
Das Lagerfeuer knisterte. Stumm lag Noras daneben und lauschte den Melodien von Skadi, die auf ihrer Laute zupfte. Währenddessen entledigte sich Haddy seiner Hose und Socken, um sie nah dem Feuer zu trocknen. Denn wenige Minuten zuvor wollte er sich noch am Angeln versuchen, doch war der Fisch dann doch stärker und zog ihn in den Bach westlich von Bree.
Gelegentlich knackte das Holz und vereinzelt sprangen Stücke hervor, die rauchend bald darauf verloschen. Immer stärker fielen Noras mit der Zeit die Augen zu und er schlief ein. Dennoch vernahm er weiterhin das Knacken des Holzes. Es knackte und knirschte ... und zersprang. Im Traum riss er die Augen auf und sah vor sich eine blühende Landschaft, hohe Berge und einen breiten Fluss. Am Horizont erstreckte sich ein riesiger Wald und an dessen Grenze schienen dunkel gekleidete Gestalten Wache zu halten.
Er selbst bemerkte, dass er eine Fackel in der Hand hielt und er soeben etwas Holz in Brand steckte. Doch war es nicht nur Holz. Es waren Palisaden!
"Bei Balins Eiern!!!", ertönte es mürrisch hinter seinem Rücken. "Du sollst die verfluchte orkische Brut mitsamt ihrer Lager vernichten und nicht untätig herumstehen, Mensch!" Noras war verdutzt und drehte sich um. Er sah bisher nur selten Zwerge, da sich kaum welche im Breeland umhertrieben. Doch wusste er durchaus durch Erzählungen, die sie aussahen. Und dieser Herr schien wohl ein Vertreter dieses Volkes zu sein.
"Herr Zwerg, was tun wir hier? Und wer seid Ihr?", fragte der Jäger noch immer erstaunt.
"Menschen ...", der Zwerg schüttelte den Kopf, fasste sich mit seiner kräftigen Hand an die Stirn und ließ sie über das Gesicht gleiten. "Ich - Arkasson - du - Noras - wir - töten - Orks.", erklärte der kleine, stämmige Geselle streng gestikulierend und grimmig dreinschauend dem noch immer verwirrten Jäger. Schließlich seufzte er, schüttelte den Kopf und griff beherzt zu seiner Axt. Zwei Orks kamen auf die beiden zugerannt und schwangen wild ihre Waffen. Arkasson wirbelte seine Axt mit großer Wucht durch die Luft und versenkte sie im Brustkorb eines der Orks. Dem anderen versetzte er kurz darauf einen heftigen Schlag in den Schritt. Der Ork wandt sich vor Schmerzen und ließ sein Schwert fallen. Schließlich teilte Arkasson noch einen Kinnhaken aus und köpfte das Geschöpf, nachdem es zu Boden fiel.
"So, und nun brenn doch endlich die Lager dieser Missgeburten ab, Mensch!", knurrte Arkasson Noras an, welcher sich bereitwillig ans Werk machte. Beide kämpften tapfer und entschlossen. Während Arkassons Axt viel Blut im Nahkampf vergoss, so schnellten Noras Pfeile fortwährend durch die Luft und verfehlten selten ihre Ziele.
Noch während sie kämpften verschwamm der Traum und der Rote Jäger fand sich in einem dunklen und kahlen Wald wieder. Noch immer schien er auf Wanderschaft mit diesem grantigen, aber doch - für Zwerge - sehr humorvollen Wächter zu sein. Auch er trug mittlerweile das Abzeichen des Rabenbundes. Fragend und misstrauisch starrte Arkasson den Jäger fortwährend an, während die auf einer Patrouille zu sein schienen.
"Menschen ...", murmelte Arkasson in seinen Bart, konnte sich ein dezentes Grinsen jedoch nicht verkneifen.
"Ist irgendwas, Zwerg?", fragte Noras den kleinen Kerl direkt.
Arkasson schüttelte den Kopf und grinste deutlicher. Schließlich antwortete er: "Du musst noch viel über den Nahkampf lernen! Nur so ist ein Kampf auch ehrenvoll!"
Noras musste lachen und wollte antworten, doch erwachte er jäh aus seinem Traum, denn Haddy krabbelte eine kleine Spinne über die nackten Beine und er rannte kreischend um das Feuer herum, um sie abzuschütteln.
---------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 4
- Kämpfen will gelernt sein -
Die Gefährten saßen beisammen im Gasthaus "Zum Tänzelnden Pony". Alle schienen fröhlich und ausgelassen, bis auf einen - Medice der Kundige. Es schien als hätte er sich von der letzten Schlacht noch immer nicht erholt. Doch waren seine körperlichen Wunden nur gering, im Vergleich zu den seelischen, die er tief in sich trug. Eylin gesellte sich zu ihm und reichte ihm ein Bier. Schweigend nahm er das Bier entgegen und nippte leicht daran.
"Du bist so still. Seit wir von unserm letzten Auftrag zurückgekommen sind, hast du kaum ein Wort gesprochen. Irgendetwas scheint dich doch zu bedrücken.", begann Sie. Medice zögerte, er war sich nicht sicher, ob er ihr von seinem Leid berichten sollte. Eylin bemerkte seine Unsicherheit und sagte: "Du musst nicht darüber sprechen, wenn du nicht willst. Aber falls du irgendwann einmal jemanden zum Reden brauchst, dann werde ich für dich da sein."
"Es ist nur…", antwortete er zögernd, "…dass ich wie immer keine große Hilfe war. Es ist doch jedes Mal das gleiche, andauernd muss mir einer unserer Freunde den Hintern retten. So wie bei der letzten Schlacht. Wäre Haddy mir nicht zu Hilfe gekommen, dann hätte mir der Ork den Kopf gespalten."
"Dafür sind Freunde doch da.", warf Eylin ein.
"Freunde sind da um sich gegenseitig zu unterstützen nicht das sie einem andauernd zur Last fallen.", erwiderte er, "Doch was soll ich bloß tun? Weder kann ich gut mit dem Schwert umgehen, noch die Wunden meiner Freunde richtig versorgen. Ich fühle mich so nutzlos, das ich vom Ballast, meine Freunde in Gefahr zu bringen, fast erdrückt werde."
"Wenn ihr wirklich Eure Fähigkeiten verbessern wollt, junger Freund. Dann solltet Ihr Elrond aufsuchen.", drang es aus einer dunklen Nische. Ein vermummter Mann saß dort und paffte genüsslich an seiner Pfeife. Sein gesicht konnte man nicht sehen, doch sah man ein dezentes Grinsen unter der Kapuze. "Er ist der Herr über Bruchtal und vermag es gewiss Euch zu helfen. Schon viele Elben wurden von ihm in der Kampfkunst Unterrichtet. Sollte es Euch gelingen, ihn davon zu überzeugen, dass Ihr würdig seid und er sich Euer annimmt, so sehe ich gute Chancen für Euch doch noch ein ausgezeichneter Kämpfer und eine Bereicherung für Eure Gefährten zu werden."
"Wer seid ihr? Gebt euch gefälligst zu erkennen.", fragte Eylin argwöhnisch.
"Außergewöhnliches Verhalten für einen kleinen Hobbit. Ich dachte bisher, dass Halblinge Fremden gegenüber stets freundlich und wohlgesonnen sind."
"Sind wir auch, aber wir sind auch misstrauisch Fremden gegenüber, die sich in dunkle Ecken verstecken und anderer Leute Gespräche belauschen.", entgegnete Sie ihm ruppig. Der Fremde trat hinaus aus der dunklen Nische. Eylin und Medice begutachteten ihn. Es handelte sich zweifelsohne um einen Menschen, doch war er größer als alle anderen im Gasthaus. Er schien keine bösen Absichten zu haben.
"Wenn ich mich vorstellen darf, man nennt mich Streicher, meines Zeichens Waldläufer. Und mehr müsst ihr zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht über mich wissen.", sprach er mit einem leichten Grinsen im Gesicht.
"Und warum sollte mich dieser Elrond in seiner Kampfkunst unterweisen?", fragte Medice neugierig.
"Weil Ihr bestrebt seid Eure Kraft für das Gute einzusetzen und den Frieden nach Mittelerde zurückzubringen versucht.", antwortete Streicher.
"Nun gut, wenn er mir wirklich helfen kann und solange ich den kleinsten Funken Hoffnung sehe, dass ich eine bessere Unterstützung für meine Freunde werde, dann werde ich es versuchen und ihn bitten mich seine Künste zu lehren. Aber wo genau liegt Bruchtal und wie gelange ich dorthin?", wollte Medice wissen.
"Das ist kein Problem. Ich kenne Bruchtal und sogar eine abgelegene Route, weitab der Straßen. Dort werden wir bestimmt auf keine Gefahren stoßen.", meldete sich Eylin gleich zu Wort.
"Du würdest mich begleiten?", fragte Madice erstaunt.
"Aber Natürlich! Irgendwer muss ja da sein um dir den Hintern abermals zu retten." entgegnete sie ihm mit einem breiten Grinsen.
"Danke, das du mich begleiten wirst, das weiß ich sehr zu schätzen."
Die Freude darüber stand Medice regelrecht ins Gesicht geschrieben.
"Kommt, darauf müssen wir einen heben, ich gebe Euch einen aus verehrter Herr Streicher.", wollte Medice den Fremden einladen, doch dieser war schon verschwunden.
"Menschen, die sind so unhöflich, das glaubt man kaum.", murmelte Eylin grantig, "Sagen kein Hallo und kein Aufwidersehen. Also wirklich." -
Am nächsten Morgen:
"Und du willst unseren Freunden wirklich nicht Bescheid sagen, wo wir hin wollen?" fragte Eylin mit verschlafenen Augen.
"Nein, wenn sie es wüssten, dann würden sie uns begleiten wollen und wer soll dann unsere Heimat vor den Orks beschützen? Es ist besser so. Ich werde ihnen von unterwegs eine Nachricht zukommen lassen, das es uns gut geht und sie sich um uns keine Sorgen machen müssen. Und das wir schon bald wieder Seite an Seite feiern und kämpfen werden.", erwiderte Medice voller Elan.
"Wie du meinst.", Eylin rieb sich mit der Hand den Schlaf aus den Augen und gähnte ausgelassen.
"Also lass uns los", Medice sprang auf sein Pferd Smaragd und ritt vorweg.
"Warte, du weißt doch gar nicht den Weg und was viel wichtiger ist, was ist mit dem Frühstück?", rief sie ihm nach, doch er war schon außerhalb der Stadtmauern und konnte ihren Ruf nicht mehr hören. "Menschen, die sind so unfreundlich und nie hören sie auf einen." brummelte sie und schwang sich ebenfalls auf ihr Pferd: "Los Feuer-Topas, wir müssen ihn einholen, bevor er sich schon wieder verirrt. Der kann froh sein, das er gerade durch die Tür kommt…"
---------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 5
- Selbst Zwerge können reiten -
Viel Zeit ist vergangen, seitdem Medice und Eylin fortgingen. Vereinzelt trafen Briefe in der Hochstraße 1 ein. Sie erzählten, wie es den beiden auf ihrer Reise erging und welche Fortschritte sie bei ihrer Ausbildung in Bruchtal machten. Elrond schien sehr zufrieden zu sein und Medice freute sich, bald wieder zu seinen Bundgenossen stoßen zu können.
Lächelnd legte Noras den Brief beiseite und schaute an den Kalender. Das Sommerfest begann heute und so wollte er es natürlich nicht versäumen, am alljährlichen Pferderennen teilzunehmen. Viele seiner alten Gefährten waren mittlerweile verschollen oder gefallen. In Erinnerungen schwelgend blickte er auf all die Trophäen im Haus des Rabenbundes und schritt die Zimmer nacheinander ab. Eine merkwürdige Stille herrschte in dem einst so belebten Haus. Doch vielleicht sollte es ihm gelingen, es mit neuem Leben zu füllen. Und so begann er Boten auszusenden, um neue Mitglieder für den Bund zu rekrutieren. Vielleicht sollte er beim Sommerfest auf jemanden treffen, der würdig genug erschien, die Ideale des Rabenbundes zu vertreten. -
Als er am Festgelände nördlich von Bree ankam, sah er bereits drei Teilnehmer, die ihre Pferde bereitmachten. Unter ihnen befand sich sogar ein Zwerg!
"Guten Tag, Herr Zwerg.", entgegnete ihm Noras freundlich.
"Guten Tag auch, Mensch."
"Wahrlich ein ungewöhnerlicher Anblick, einen Zwerg hoch zu Ross zu sehen, muss ich gestehen."
"Aye, mag sein.", bestätigte der Zwerg und nickte. "Wollt Ihr nur reden oder Euch auch auf der Rennbahn beweisen?"
Noras grinste freudig erregt und schwang sich auf seinen getreuen Sonnentänzer. Er machte sich bereit und schließlich erklang das Startsignal. Alle Reiter preschten los und sowohl Noras als auch der Zwerg ließen die beiden anderen Konkurrenten weit hinter sich. Geschickt führten sie ihre Pferde über die Stege und ritten um die aufgestellten Wagen und sonstige Hindernisse herum. Die Runde war fast schon vorüber. Beide sprangen beherzt über den Tümpel und das Ziel lag bereits in Sichtweite. Beide gaben nochmal alles und hetzten ihre Pferde zur Ziellinie. Sie schenkten sich nichts. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen ... und der Zwerg gewann. Beide brachten ihre Pferde zum stehen, Noras ritt hinüber und reichte dem Zwerg die Hand.
"Ein gutes Rennen, ich gratuliere Euch."
"Habt Dank, es war sehr knapp, doch ebenso spannend. Darf ich Euren Namen erfahren?"
"Mein Name ist Noras, man nennt mich aber auch Collfaron. Und wie lautet der Eure?"
"Ich bin Gondram und stolzer Runenbewahrer der Zwerge.", entgegnete er und lachte laut. "Ich studierte lange Zeit die Reiterei und verwahre uraltes Wissen hier drin." Er tippte mit seinen dicken Fingern an den Kopf und grinste amüsiert.
"Nun, Eure Reitkünste sind meisterlich und selbst den Menschen ebenbürtig. Jemanden mit Euren Qualitäten und auch Eurem Wissen können wir stets in unseren Reihen gebrauchen, falls Ihr interessiert seid?"
Der Zwerg strich sich mit der Hand über das Kinn und fragte schließlich misstrauisch: "Welchen Vorteil brächte mir das ein?"
"Wir könnten Euch darin unterstützen, noch mehr Wissen zusammenzutragen und wir bräuchten noch jemanden, dem wir unsere Bibliothek anvertrauen können. Wir haben auch eine beachtliche Sammlung an Schatzkarten", antwortete der Jäger mit einem schelmischen Unterton.
Gondram grübelte und streifte dabei mit der Hand durch den Bart. Dann antwortete er "Aye, ich will es versuchen!"
"Ausgezeichnet!", rief Noras aus und ein breites Grinsen war ihm anzusehen. Er verbeugte sich sehr tief und sagte schließlich: "Mir ist es eine große Freude und Ehre, Euch herzlich im Rabenbund willkommen zu heißen."
Sowohl Gondram als auch Noras lächelten und besiegelten die Aufnahme in den Bund mit einem festen Händedruck.
---------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 6
- Spiel mir das Lied vom Raben -
Mehrere Wochen zogen ins Land. Der Rabenbund reiste in dieser Zeit viel umher, um seine Hilfe überall dort anzubieten, wo die Freien Völker Mittelerdes vom Bösen bedroht waren. Seine Reise führte schließlich nach Bruchtal. Erwartungsvoll ritten Noras und seine Gefolgsleute über den Bruinen, wussten sie doch, dass sich zwei alte Freunde noch immer hier aufhielten. Schließlich erreichten sie die ersten Häuser. Misstrauisch beäugten die Elben die Fremdlinge aus dem Westen. Die Bundgenossen schritten zu Pferde auf eine Brücke zu. Etwas Kleines stand darauf, kaum höher als die Brüstung der Brücke. Freudig erregt hüpfte es auf und ab und fuchtelte mit den Armen.
"Hey! Ihr da! Wie schön, euch alle wiederzusehen!", rief die kleine Hobbitdame den Reitern zu.
"Eylin! Es ist mir auch eine große Freude.", entgegnete Noras und vollführte eine huldvolle Verbeugung. "Wie ist es Euch ergangen? Wo ist Medice?"
"Wir haben sehr viel von Herrn Elrond gelernt! Kommt mit! Ich bringe euch zu Medi!"
Eylin gestikulierte mit der Hand, dass sie ihr folgen sollten und flitzte rasch vorne weg. Wenig später kamen sie an einer Lichtung an. Sie strahlte höchste Harmonie aus und auf einem kleinen Hügel saß Medice, der in Ruhe dort meditierte.
"Medi?", fragte Haddy etwas verwirrt. Medice öffnete langsam die Augen und musste grinsen.
"Ja, ich bin es.", antwortete er ihm.
"Sicher?", fragte Numil ihn erstaunt. "Wir sind es garnicht gewöhnt, dass du so ruhig bist."
"Ganz sicher!" Medice lachte laut auf, kam auf die Beine und klopfte Numil auf die Schulter "Es ist so schön, euch alle wiederzusehen! Doch scheint mir, Ihr seid nicht grundlos gekommen."
"In der Tat.", erklang es von der Seite. Noras trat hervor und verbeugte sich zum Gruße. "Herr Elrond ließ uns kommen. Die Waldläufer wurden benachrichtigt, Aragorn beizustehen und wir sind hier, um unserem Lehnsherrn Heerfolge zu leisten. Wir reisen schon bald nach Süden und hoffen, noch rechtzeitig anzukommen."
"Sehr gern würden Eylin und ich euch begleiten, doch haben wir hier noch sehr viele Aufgaben vor uns, die wir erfüllen müssen. Herr Elrond erwartet von uns, dass wir dem Folge leisten." Medice schaute etwas bekümmert, wollte er doch eigentlich seinen Bundgenossen beistehen. "Kommt, ich führe euch zu ihm."
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Elrond, um ihn über die jüngsten Entwicklungen aufzuklären. Währenddessen trafen immer mehr in grau gekleidete Menschen in Bruchtal an, die allerlei Gepäck und Waffen mit sich führten. Es waren die Waldläufer aus dem Norden, die sich nun als die "Graue Schar" bezeichneten. -
Der Marsch des Rabenbundes führte ihn schließlich gemeinsam mit der Grauen Schar gen Enedwaith. Stolz und erhaben breitete sich das weite Land südlich Eregions vor dem Betrachter aus. Doch mussten sie vorsichtig sein. Dieser Zug fand unter höchster Geheimhaltung statt. Der Rabenbund marschierte voraus, um die Lage auszukundschaften und er teilte sich auf, um möglichst viele Erkenntnisse über das Land zu sammeln.
Es gab mehrere kleine Siedlungen der Eingebohrenen, die sich selbst als "Algraig" bezeichneten. Sie waren misstrauische Gesellen und vertrauten niemals Fremden. Noras erreichte einen etwas größeren Ort, der wohl eine Art Stammessitz sein musste. Seine Einwohner nannten ihn Lhanuch. Er lag auf einem Hügel, von dem aus das gesamte Umfeld kontrolliert werden konnte. Lehmhütten prägten sein Bild und einige Totems standen in seiner Mitte. Doch als er den Weg im Ort hinauf ging, fiel ihm ein Elb auf, der an einem großen Lagerfeuer saß.
"Seid gegrüßt, Herr Elb.", sagte Noras während er näher kam. "Wer seid Ihr und was treibt Euch nach Enedwaith?"
Der Elb schaute auf, spielte jedoch weiter auf seiner Flöte. Er spielte sein Lied zuende und antwortete schließlich "Mein Name ist Berelias. Ich wurde von Herrn Elrond entsandt, um die Algraig zu studieren. Doch wer seid Ihr und was ist Euer Begehr?"
"Ich bin Noras Collfaron, Anführer des Rabenbundes. Mehr vermag ich gegenwärtig nicht zu sagen, doch warum schließt Ihr Euch uns nicht an? Ihr scheint sehr versiert mit der Flöte und gute Spielleute sind bei uns stets willkommen."
Der Elb überlegte und kratzte sich am Kinn. Dann nahm er ein Schreiben aus seiner Tasche und zeigte es Noras.
"Wenn Ihr tatsächlich in Elronds Auftrag handelt, so habt Ihr auch ein solches Schreiben und könnt mir die Echtheit durch sein Siegel beweisen."
Noras grinste und kramte in einer seiner Gürteltaschen. Er entnahm ebenfalls ein Schreiben, auf dem ein großes rotes Siegel prangte mit dem Zeichen Elronds. Zufrieden nickte Berelias und bekräftigte seinen Willen zur Mitgliedschaft im Rabenbund mit einem festen Händedruck.
"Nun, was könnt Ihr mir über die Algraig erzählen?", fragte der Jäger den Barden.
"Leider nicht viel. Sie sind äußerst misstrauisch. Doch hörte ich von Gesandten aus Isengard, die hierher unterwegs sein sollen. Der Weiße Zauberer streckt seine Hände hierher aus. Wir sollten aufbrechen und versuchen, Beweise zu finden, um den Algraig die Falschheit der Gesandten zu beweisen."
Noras nickte zustimmend und half dem Elb auf. Gemeinsam brachen sie auf, um Jagd auf Halborks zu machen, die seit einiger Zeit schon ihr Unwesen ganz in der Nähe trieben. Doch ahnten sie nicht, wie gefährlich ihre Reise sein sollte.
---------------------------------------------------------------------------------------