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    Jun 2011
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    Post [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    Suilad randir!

    Seit einiger Zeit schon schreiben wir an unserer eigenen Geschichte - allen voran unser treuer Hauptmann Numil und ich. Schnell waren wir der Meinung, dass wir euch das Ergebnis unserer Schreiberei nicht vorenthalten möchten und so wollen wir euch an dieser Stelle die Chronik des Rabenbundes vorstellen. Unsere Geschichte beginnt mit einem kurzen Einstieg, der bereits in unserem Vorstellungsthread gegeben wurde und einem ersten Kapitel. Weitere sind bereits fertig, doch möchten wir ein wenig zwischen den Veröffentlichungen etwas Spannung halten. Ein paar Folgeposts werde ich reservieren, falls der Platz hierin später irgendwann nicht ausreichen sollte.

    Ich hoffe, euch gefällt unser Erzeugnis und ihr habt Freude daran, unseren Erzählungen zu lauschen. Setzt Euch hinzu an unser Lagerfeuer, nehmt Euch einen Humpen Bier, spielt ein Lied oder pafft etwas an eurer Pfeife!

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    Prolog

    Die Wacht im Norden wird immer beschwerlicher. Orks dringen mehr und mehr nach Süden vor und werden für die Waldläufer ein ernstzunehmendes Problem. Boten sind in diesen Zeiten des Krieges strategisch äußerst wichtig. Viele von ihnen werden nahezu täglich entsandt, um die Waldläufer besser zu koordinieren.

    Einer dieser Boten war der Waldläufer Noras. Wie die Zwerge einst, setzte auch Noras Raben als Kundschafter ein und entsandte sie mit Nachrichten zu den Lagern der Waldläufer. Dies verschaffte ihn stets einen großen zeitlichen Vorteil.
    Er selbst erkundete auch auf eigene Faust die von Orks besetzten Landstriche. Während seiner Reise traf er auf einige Heimatlose, die sich in der Natur durchschlugen, weil ihre Höfe verbrannt waren und sie nicht wussten, wohin sie noch können. Sie hausten tief im Unterholz, ernährten sich von dem, was sie finden konnten und hielten sich so versteckt, wie irgend nur möglich, um weiteren Angriffen durch Orks zu entgehen. Misstrauisch waren sie jedem Fremden gegenüber, doch freundeten sie sich schnell mit Noras an. Noras selbst - kampferfahren durch seine jahrelangen Dienste für die Waldläufer - erkannte, dass diese Heimatlosen ein neues Ziel vor Augen brauchten - etwas, um ihnen wieder Mut zu machen.

    Nach und nach begannen sie gemeinsam zu trainieren und führten immer öfter Angriffe aus gegen die Diener des dunklen Herrn. Erst waren es kleine Trupps von Kundschaftern, später griffen sie gar größere Truppenverände an. Stets hielten sie sich im Verborgenen. Der Feind wusste nie, wie ihm geschah.

    Mit der Zeit fassten die Heimatlosen Vertrauen zu Noras und wählten ihn zu ihrem Hauptmann. Als Ausdruck ihrer gegenseitigen Verbundenheit und ihres gemeinsamen Auftrages gaben sie sich selbst den Namen "Rabenbund".

    Die Gefolgschaft wuchs langsam, aber eine große Streitmacht lag ohnehin nicht im Interesse ihres Hauptmanns. Er verstand sich besser auf Guerilla-Taktiken, als auf offene Feldschlachten.
    Nur diejenigen, die sich das Vertrauen des Rabenbundes verdient haben, können auch Teil dieser Gefolgschaft werden. Denn Saurons Spione sind überall. Man kann nicht riskieren, dass dem Feind Angriffspläne in die Hände gespielt werden.

    So begann die Geschichte des Rabenbundes - einer Gefolgschaft, die ihren Platz in Mittelerde sucht und stets bereit ist, gegen das Unrecht zu kämpfen.

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    Band I
    Aufstieg und Fall

    Kapitel 1
    - Der Rabe breitet seine Schwingen aus -

    Lange Zeit befanden sich Noras und seine Gefolgsleute auf Wanderschaft. Sie durchstreiften die Nordhöhen und das nördliche Breeland. Sie unterstützten die Waldläufer in Esteldín und halfen dabei, gezielte Angriffe auf Stützpunkte der Orks auszuführen. So gelang es ihnen, die Orks langsam, aber stetig zurückzudrängen. Doch vernahmen sie Kunde über neue Gefahren ... nur diesmal aus dem fernen Süden. Archet und wohl auch das ganze Breeland schien bedroht zu werden - bedroht von einer Gemeinschaft, die sich selbst als "Schwarzwolds" bezeichneten.
    Als die Gefolgschaft des Roten Jägers den Chetwald erreichte, errichteten sie ein kleines Feldlager - versteckt nahe einer Höhle. Ihr Auftrag war es, die Schwarzwolds zu überfallen, gestohlene Waren ausfindig zu machen und nach Schlucht zurück zu bringen. Späher wurden ausgeschickt, um die Lage zu erkunden. Einige Stunden später kamen der Kundige Medice und seine Begleiterin Eylin zurück und berichteten von einigen wenigen kleinen Zeltlagern im Wald und einer weitaus größeren Anlage bei einer alten Ruine. Böses schien von diesem Ort auszugehen, doch konnte nicht genau festgestellt werden, was es damit auf sich hatte.
    Während Medice dabei war, für die Truppe zu kochen - wenngleich seine Kochkünste oft zu Wünschen übrig ließen - besprachen die Gefährten ihren Plan, wie sie gegen die Schwarzwolds vorgehen wollten. Ein koordinierter Angriff war geplant von allen Seiten. Keiner der Schwarzwolds sollte merken, wie ihm geschah, ehe es zu spät war. Der Plan wurde einstimmig angenommen und wenig später wurde Numil und Haddy schließlich aufgetragen, sich und ihre Gefährten abmarschbereit zu machen. -
    Es war ruhig im Chetwald. Nichts schien diese Ruhe zu trüben. Doch wenn man genauer hinhörte, vernahm man plötzlich hin und wieder dumpfe Geräusche, die nicht näher eingeordnet werden konnten. In der Festung der Schwarzwolds schien man noch immer nichts davon bemerkt zu haben, dass ihre Spähposten einer nach dem anderen ausgeschaltet wurden.
    Medice schickte seinen Raben aus, um die Wache am Haupttor zu verwirren. Sie zückte ihr Schwert und eine weitere Wache den Bogen. Von der Seite stürmte Haddy heran, der beiden einen betäubenden und schweren Schlag versetzte. Nach und nach drangen sie immer weiter in die Festung vor und gelangten so nahezu unbemerkt bis zu einem großen stämmigen Mann, der eine breite Axt bei sich trug. Er musste einer der Offiziere in den Reihen der Schwarzwolds gewesen sein. Haddy hielt seine Hand nach hinten, um zu signalisieren, dass er es allein mit ihm aufnehmen wollte. Der Kampf war sehr erbittert, doch behielt Haddy die Oberhand. Er nahm dem Offizier einen Schlüssel ab, welchen er um den Hals trug und öffnete damit die beiden Kisten, die daneben standen. Urkunden befanden sich darin, Urkunden und andere Wertsachen. Er und Numil nahmen die größere Kiste auf und dem Bären von Medice wurde die kleinere auf den Rücken gebunden. Es schien so, dass sie noch unbemerkt das Lager verlassen konnten, doch ertönte das laute Klappern einer Kuhglocke. Die Schwarzwolds schlugen Alarm und schon bald wimmelte es von ihnen.
    Noras schoss einen Dornenregen los, um mehrere von ihnen in schach zu halten, während seine Gefolgsleute den geordneten Rückzug antraten. Jedem, der sich von den Pfeilen oder seinen Schlingfallen befreien konnte, schoss er einen Pfeil in die Brust. Irgendwann gab schließlich auch der Letzte die Verfolgung auf und wenig später gelangten Collfaron und seine Leute sicher nach Schlucht. -
    Es sprach sich schnell herum, welche Leistung diese Kämpfer vollbrachten. Sie erhielten freie Unterkunft und Verpflegung im Gasthaus und blieben noch einige Wochen dort. Eines Tages trat ein Waldläufer an Noras heran und übergab ihm eine Urkunde im Namen seines Herrn Aragorn. Der Jäger ließ am selben Tag noch nach seinen Leuten rufen und sie versammelten sich in der großen Gaststube.

    Andächtig standen sie an dem massiven Holztisch, auf dem eine schmuckvolle Urkunde lag. Darauf zu lesen waren die Worte:

    Gründungsurkunde der ehrbaren Gefolgschaft namens "Rabenbund"

    Wir, Aragorn, Arathorns Sohn, Stammesführer der Dúnedain, nehmen mit Kraft dieses Schreibens die Mitglieder des Rabenbundes als Lehnsleute an und übertragen ihnen ein kleines Gut in der Hochstraße 1 der Siedlung Pembert im Breeland zu Lehen. Ferner erteilen Wir diesem Bund die Erlaubnis, sich als Ehren-Waldläufer zu bezeichnen, wenn sie Willens sind, den folgenden Eid zu geloben:

    Wir, die Mitglieder des Rabenbundes, geloben die Freien Völker Mittelerdes zu schützen, Ihnen in Not- wie auch in Friedenszeiten helfend zur Seite zu stehen und die Ideale unserer Gefolgschaft treu und ehrenhaft zu verteidigen.

    Dieses Gelöbnis wahren wir im Namen Manwes, des Herrn der Lüfte, des Windes und der Wolken und bekräftigen es mit unseren Unterschriften.

    Ai Crebain!
    Neben dem Dokument stand ein kleines Tintenfass mitsamt einer Feder. Jeder der Anwesenden unterzeichnete es mit einer schwungvollen Unterschrift. Als auch der letzte seine Signatur auf das Schriftstück setzte, erhoben die Gründungsmitglieder des Rabenbundes ihre Schwerter, Hellebarden und Stäbe und riefen laut zur Bekräftigung ihres Gelöbnisses "Ai Crebain! Heil den Raben!". Die Schwarzwolds schienen zerschlagen, der Rabenbund ward offiziell gegründet. Doch niemand wusste, welchen Gefahren sich diese neue Gemeinschaft noch stellen sollte.

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    Kapitel 2
    - Ein Meister der Klingen -

    Unruhig waren die Nächte in letzter Zeit für den Roten Jäger. Er träume viel und es schien so, als träume er von Dingen, die sich erst in der Zukunft ereignen sollten. -
    Flammen und drückende Hitze umspielte eine riesige Höhle. Vielerlei Unrat trieb sich dort herum. Würmer und kleine Drachen wankten umher. Doch noch viel beunruhigender waren die Horden an Orks, die im gesamten Gebiet patroullierten. Hoch über ihren Köpfen an einer Pforte prangte ein großes Banner und es war unverkennbar, dass es das Zeichen Mordors trug. Mordor!
    "Der Dunkle Herrscher greift also erneut nach Westen!", dachte sich Noras.
    Doch gab es auch Hoffnung. Der Traum schlug um. Plötzlich fand sich der Jäger neben einem massiven steinernen Bau wieder. Er war so anders als die stinkenden Lager der Orks. Kunstvolle Verzierungen prägten die Struktur und der einzige Gestank, der bemerkbar war, waren Exkremente von großen Ziegen, die in einem Stall standen. Schnaufen und Hämmern war zu hören. Und schon bald darauf sah Noras die Quelle der Geräusche. Zwerge waren dabei, sich für den Kampf zu rüsten. Sie brüteten über Plänen, stockten die Versorgung auf und genehmigten sich zwischendurch mal ein paar Biere.
    Erneut verschwamm der Traum und Collfaron sah sich selbst inmitten zwergischer Gebäude. Er spannte seinen Bogen und ließ Pfeile auf Orks herabregnen. Sie schauten grimmig drein, fletschten die Zähne und stürmten voller Zorn auf ihn zu. Einer der Orks gelangte unbemerkt an Noras Seite, holte zum Schlag aus, der heftig auf den Kopf des Jägers niederfahren sollte, doch im letzten Moment knallte das orkische Schwert auf zwei Klingen feinster Elbenart. Gewandt entriss der Führer dieser Klingen dem Ork die Waffe und versetzte ihm empfindliche Hiebe an Armen und Bauch bis dieses Ungetüm zu Boden fiel. Noras wandte sich um und vor ihm stand ein hochgewachsener Elb. Seine Rüstung glänzte und die Flammen der Umgebung schimmerten darin, als würde er selbst brennen. Doch einzig sein Kampfeswillen brannte in seinen Augen.
    "Ihr solltet besser aufpassen.", sagte der Elb grinsend. Noras nickte dankbar und fragte schließlich, wer sein Helfer war. "Mein Name ist Terandiel. Ich bin ein Waffenmeister der Elben, die ausgeschickt wurden, um den Zwergen hier unten in Moria zu helfen."
    "Moria!", dachte Noras erstaunt. "Was tue ich nur hier?!" Viele Gerüchte und Geschichten hatte der Jäger früher bereits über diesen Ort gehört. Und alle nahmen sie kein gutes Ende. Man sagte, die Zwerge hätten eine uralte böse Macht erweckt, als sie zu gierig in den Tiefen gruben. Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, wurde er von Terandiel unterbrochen.
    "Wir sollten weiterziehen. Die Orks werden sicher schon bald neue Krieger schicken, um nach den Patrouillen zu sehen."
    Beide zogen nun gemeinsam durch die heißen und dampfenden Gänge und erledigten einen Ork nach dem anderen. Ihre Kräfte ergänzten sich gebündelt ausgezeichnet. Und während ihrer Kampfpausen unterhielten sich die beiden Kämpfer angeregt über Legenden des Ersten Zeitalters und ihre jeweils früheren Abenteuer, bevor sie dieses stinkende Loch namens Moria betraten.
    Wieder schwankte der Traum und man sah Terandiel gemeinsam mit Skadi und Haddy an einem Tisch in einer Taverne sitzen. Sie lachten und tranken gemeinsam, während Skadi Lieder spielte. Jeder von ihnen trug das Abzeichen des Rabenbundes auf der Brust und so wurde Noras klar, dass er selbst an den gefährlichsten Orten Mittelerdes neue Gefährten finden konnte, die sich ihm und seiner Gefolgschaft von Partisanen anschließen werden.

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    Kapitel 3
    - Ein Zwerg, ein Wort -

    Das Lagerfeuer knisterte. Stumm lag Noras daneben und lauschte den Melodien von Skadi, die auf ihrer Laute zupfte. Währenddessen entledigte sich Haddy seiner Hose und Socken, um sie nah dem Feuer zu trocknen. Denn wenige Minuten zuvor wollte er sich noch am Angeln versuchen, doch war der Fisch dann doch stärker und zog ihn in den Bach westlich von Bree.
    Gelegentlich knackte das Holz und vereinzelt sprangen Stücke hervor, die rauchend bald darauf verloschen. Immer stärker fielen Noras mit der Zeit die Augen zu und er schlief ein. Dennoch vernahm er weiterhin das Knacken des Holzes. Es knackte und knirschte ... und zersprang. Im Traum riss er die Augen auf und sah vor sich eine blühende Landschaft, hohe Berge und einen breiten Fluss. Am Horizont erstreckte sich ein riesiger Wald und an dessen Grenze schienen dunkel gekleidete Gestalten Wache zu halten.
    Er selbst bemerkte, dass er eine Fackel in der Hand hielt und er soeben etwas Holz in Brand steckte. Doch war es nicht nur Holz. Es waren Palisaden!
    "Bei Balins Eiern!!!", ertönte es mürrisch hinter seinem Rücken. "Du sollst die verfluchte orkische Brut mitsamt ihrer Lager vernichten und nicht untätig herumstehen, Mensch!" Noras war verdutzt und drehte sich um. Er sah bisher nur selten Zwerge, da sich kaum welche im Breeland umhertrieben. Doch wusste er durchaus durch Erzählungen, die sie aussahen. Und dieser Herr schien wohl ein Vertreter dieses Volkes zu sein.
    "Herr Zwerg, was tun wir hier? Und wer seid Ihr?", fragte der Jäger noch immer erstaunt.
    "Menschen ...", der Zwerg schüttelte den Kopf, fasste sich mit seiner kräftigen Hand an die Stirn und ließ sie über das Gesicht gleiten. "Ich - Arkasson - du - Noras - wir - töten - Orks.", erklärte der kleine, stämmige Geselle streng gestikulierend und grimmig dreinschauend dem noch immer verwirrten Jäger. Schließlich seufzte er, schüttelte den Kopf und griff beherzt zu seiner Axt. Zwei Orks kamen auf die beiden zugerannt und schwangen wild ihre Waffen. Arkasson wirbelte seine Axt mit großer Wucht durch die Luft und versenkte sie im Brustkorb eines der Orks. Dem anderen versetzte er kurz darauf einen heftigen Schlag in den Schritt. Der Ork wandt sich vor Schmerzen und ließ sein Schwert fallen. Schließlich teilte Arkasson noch einen Kinnhaken aus und köpfte das Geschöpf, nachdem es zu Boden fiel.
    "So, und nun brenn doch endlich die Lager dieser Missgeburten ab, Mensch!", knurrte Arkasson Noras an, welcher sich bereitwillig ans Werk machte. Beide kämpften tapfer und entschlossen. Während Arkassons Axt viel Blut im Nahkampf vergoss, so schnellten Noras Pfeile fortwährend durch die Luft und verfehlten selten ihre Ziele.
    Noch während sie kämpften verschwamm der Traum und der Rote Jäger fand sich in einem dunklen und kahlen Wald wieder. Noch immer schien er auf Wanderschaft mit diesem grantigen, aber doch - für Zwerge - sehr humorvollen Wächter zu sein. Auch er trug mittlerweile das Abzeichen des Rabenbundes. Fragend und misstrauisch starrte Arkasson den Jäger fortwährend an, während die auf einer Patrouille zu sein schienen.
    "Menschen ...", murmelte Arkasson in seinen Bart, konnte sich ein dezentes Grinsen jedoch nicht verkneifen.
    "Ist irgendwas, Zwerg?", fragte Noras den kleinen Kerl direkt.
    Arkasson schüttelte den Kopf und grinste deutlicher. Schließlich antwortete er: "Du musst noch viel über den Nahkampf lernen! Nur so ist ein Kampf auch ehrenvoll!"
    Noras musste lachen und wollte antworten, doch erwachte er jäh aus seinem Traum, denn Haddy krabbelte eine kleine Spinne über die nackten Beine und er rannte kreischend um das Feuer herum, um sie abzuschütteln.

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    Kapitel 4
    - Kämpfen will gelernt sein -

    Die Gefährten saßen beisammen im Gasthaus "Zum Tänzelnden Pony". Alle schienen fröhlich und ausgelassen, bis auf einen - Medice der Kundige. Es schien als hätte er sich von der letzten Schlacht noch immer nicht erholt. Doch waren seine körperlichen Wunden nur gering, im Vergleich zu den seelischen, die er tief in sich trug. Eylin gesellte sich zu ihm und reichte ihm ein Bier. Schweigend nahm er das Bier entgegen und nippte leicht daran.
    "Du bist so still. Seit wir von unserm letzten Auftrag zurückgekommen sind, hast du kaum ein Wort gesprochen. Irgendetwas scheint dich doch zu bedrücken.", begann Sie. Medice zögerte, er war sich nicht sicher, ob er ihr von seinem Leid berichten sollte. Eylin bemerkte seine Unsicherheit und sagte: "Du musst nicht darüber sprechen, wenn du nicht willst. Aber falls du irgendwann einmal jemanden zum Reden brauchst, dann werde ich für dich da sein."
    "Es ist nur…", antwortete er zögernd, "…dass ich wie immer keine große Hilfe war. Es ist doch jedes Mal das gleiche, andauernd muss mir einer unserer Freunde den Hintern retten. So wie bei der letzten Schlacht. Wäre Haddy mir nicht zu Hilfe gekommen, dann hätte mir der Ork den Kopf gespalten."
    "Dafür sind Freunde doch da.", warf Eylin ein.
    "Freunde sind da um sich gegenseitig zu unterstützen nicht das sie einem andauernd zur Last fallen.", erwiderte er, "Doch was soll ich bloß tun? Weder kann ich gut mit dem Schwert umgehen, noch die Wunden meiner Freunde richtig versorgen. Ich fühle mich so nutzlos, das ich vom Ballast, meine Freunde in Gefahr zu bringen, fast erdrückt werde."
    "Wenn ihr wirklich Eure Fähigkeiten verbessern wollt, junger Freund. Dann solltet Ihr Elrond aufsuchen.", drang es aus einer dunklen Nische. Ein vermummter Mann saß dort und paffte genüsslich an seiner Pfeife. Sein gesicht konnte man nicht sehen, doch sah man ein dezentes Grinsen unter der Kapuze. "Er ist der Herr über Bruchtal und vermag es gewiss Euch zu helfen. Schon viele Elben wurden von ihm in der Kampfkunst Unterrichtet. Sollte es Euch gelingen, ihn davon zu überzeugen, dass Ihr würdig seid und er sich Euer annimmt, so sehe ich gute Chancen für Euch doch noch ein ausgezeichneter Kämpfer und eine Bereicherung für Eure Gefährten zu werden."
    "Wer seid ihr? Gebt euch gefälligst zu erkennen.", fragte Eylin argwöhnisch.
    "Außergewöhnliches Verhalten für einen kleinen Hobbit. Ich dachte bisher, dass Halblinge Fremden gegenüber stets freundlich und wohlgesonnen sind."
    "Sind wir auch, aber wir sind auch misstrauisch Fremden gegenüber, die sich in dunkle Ecken verstecken und anderer Leute Gespräche belauschen.", entgegnete Sie ihm ruppig. Der Fremde trat hinaus aus der dunklen Nische. Eylin und Medice begutachteten ihn. Es handelte sich zweifelsohne um einen Menschen, doch war er größer als alle anderen im Gasthaus. Er schien keine bösen Absichten zu haben.
    "Wenn ich mich vorstellen darf, man nennt mich Streicher, meines Zeichens Waldläufer. Und mehr müsst ihr zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht über mich wissen.", sprach er mit einem leichten Grinsen im Gesicht.
    "Und warum sollte mich dieser Elrond in seiner Kampfkunst unterweisen?", fragte Medice neugierig.
    "Weil Ihr bestrebt seid Eure Kraft für das Gute einzusetzen und den Frieden nach Mittelerde zurückzubringen versucht.", antwortete Streicher.
    "Nun gut, wenn er mir wirklich helfen kann und solange ich den kleinsten Funken Hoffnung sehe, dass ich eine bessere Unterstützung für meine Freunde werde, dann werde ich es versuchen und ihn bitten mich seine Künste zu lehren. Aber wo genau liegt Bruchtal und wie gelange ich dorthin?", wollte Medice wissen.
    "Das ist kein Problem. Ich kenne Bruchtal und sogar eine abgelegene Route, weitab der Straßen. Dort werden wir bestimmt auf keine Gefahren stoßen.", meldete sich Eylin gleich zu Wort.
    "Du würdest mich begleiten?", fragte Madice erstaunt.
    "Aber Natürlich! Irgendwer muss ja da sein um dir den Hintern abermals zu retten." entgegnete sie ihm mit einem breiten Grinsen.
    "Danke, das du mich begleiten wirst, das weiß ich sehr zu schätzen."
    Die Freude darüber stand Medice regelrecht ins Gesicht geschrieben.
    "Kommt, darauf müssen wir einen heben, ich gebe Euch einen aus verehrter Herr Streicher.", wollte Medice den Fremden einladen, doch dieser war schon verschwunden.
    "Menschen, die sind so unhöflich, das glaubt man kaum.", murmelte Eylin grantig, "Sagen kein Hallo und kein Aufwidersehen. Also wirklich." -

    Am nächsten Morgen:
    "Und du willst unseren Freunden wirklich nicht Bescheid sagen, wo wir hin wollen?" fragte Eylin mit verschlafenen Augen.
    "Nein, wenn sie es wüssten, dann würden sie uns begleiten wollen und wer soll dann unsere Heimat vor den Orks beschützen? Es ist besser so. Ich werde ihnen von unterwegs eine Nachricht zukommen lassen, das es uns gut geht und sie sich um uns keine Sorgen machen müssen. Und das wir schon bald wieder Seite an Seite feiern und kämpfen werden.", erwiderte Medice voller Elan.
    "Wie du meinst.", Eylin rieb sich mit der Hand den Schlaf aus den Augen und gähnte ausgelassen.
    "Also lass uns los", Medice sprang auf sein Pferd Smaragd und ritt vorweg.
    "Warte, du weißt doch gar nicht den Weg und was viel wichtiger ist, was ist mit dem Frühstück?", rief sie ihm nach, doch er war schon außerhalb der Stadtmauern und konnte ihren Ruf nicht mehr hören. "Menschen, die sind so unfreundlich und nie hören sie auf einen." brummelte sie und schwang sich ebenfalls auf ihr Pferd: "Los Feuer-Topas, wir müssen ihn einholen, bevor er sich schon wieder verirrt. Der kann froh sein, das er gerade durch die Tür kommt…"

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    Kapitel 5
    - Selbst Zwerge können reiten -

    Viel Zeit ist vergangen, seitdem Medice und Eylin fortgingen. Vereinzelt trafen Briefe in der Hochstraße 1 ein. Sie erzählten, wie es den beiden auf ihrer Reise erging und welche Fortschritte sie bei ihrer Ausbildung in Bruchtal machten. Elrond schien sehr zufrieden zu sein und Medice freute sich, bald wieder zu seinen Bundgenossen stoßen zu können.
    Lächelnd legte Noras den Brief beiseite und schaute an den Kalender. Das Sommerfest begann heute und so wollte er es natürlich nicht versäumen, am alljährlichen Pferderennen teilzunehmen. Viele seiner alten Gefährten waren mittlerweile verschollen oder gefallen. In Erinnerungen schwelgend blickte er auf all die Trophäen im Haus des Rabenbundes und schritt die Zimmer nacheinander ab. Eine merkwürdige Stille herrschte in dem einst so belebten Haus. Doch vielleicht sollte es ihm gelingen, es mit neuem Leben zu füllen. Und so begann er Boten auszusenden, um neue Mitglieder für den Bund zu rekrutieren. Vielleicht sollte er beim Sommerfest auf jemanden treffen, der würdig genug erschien, die Ideale des Rabenbundes zu vertreten. -

    Als er am Festgelände nördlich von Bree ankam, sah er bereits drei Teilnehmer, die ihre Pferde bereitmachten. Unter ihnen befand sich sogar ein Zwerg!
    "Guten Tag, Herr Zwerg.", entgegnete ihm Noras freundlich.
    "Guten Tag auch, Mensch."
    "Wahrlich ein ungewöhnerlicher Anblick, einen Zwerg hoch zu Ross zu sehen, muss ich gestehen."
    "Aye, mag sein.", bestätigte der Zwerg und nickte. "Wollt Ihr nur reden oder Euch auch auf der Rennbahn beweisen?"
    Noras grinste freudig erregt und schwang sich auf seinen getreuen Sonnentänzer. Er machte sich bereit und schließlich erklang das Startsignal. Alle Reiter preschten los und sowohl Noras als auch der Zwerg ließen die beiden anderen Konkurrenten weit hinter sich. Geschickt führten sie ihre Pferde über die Stege und ritten um die aufgestellten Wagen und sonstige Hindernisse herum. Die Runde war fast schon vorüber. Beide sprangen beherzt über den Tümpel und das Ziel lag bereits in Sichtweite. Beide gaben nochmal alles und hetzten ihre Pferde zur Ziellinie. Sie schenkten sich nichts. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen ... und der Zwerg gewann. Beide brachten ihre Pferde zum stehen, Noras ritt hinüber und reichte dem Zwerg die Hand.
    "Ein gutes Rennen, ich gratuliere Euch."
    "Habt Dank, es war sehr knapp, doch ebenso spannend. Darf ich Euren Namen erfahren?"
    "Mein Name ist Noras, man nennt mich aber auch Collfaron. Und wie lautet der Eure?"
    "Ich bin Gondram und stolzer Runenbewahrer der Zwerge.", entgegnete er und lachte laut. "Ich studierte lange Zeit die Reiterei und verwahre uraltes Wissen hier drin." Er tippte mit seinen dicken Fingern an den Kopf und grinste amüsiert.
    "Nun, Eure Reitkünste sind meisterlich und selbst den Menschen ebenbürtig. Jemanden mit Euren Qualitäten und auch Eurem Wissen können wir stets in unseren Reihen gebrauchen, falls Ihr interessiert seid?"
    Der Zwerg strich sich mit der Hand über das Kinn und fragte schließlich misstrauisch: "Welchen Vorteil brächte mir das ein?"
    "Wir könnten Euch darin unterstützen, noch mehr Wissen zusammenzutragen und wir bräuchten noch jemanden, dem wir unsere Bibliothek anvertrauen können. Wir haben auch eine beachtliche Sammlung an Schatzkarten", antwortete der Jäger mit einem schelmischen Unterton.
    Gondram grübelte und streifte dabei mit der Hand durch den Bart. Dann antwortete er "Aye, ich will es versuchen!"
    "Ausgezeichnet!", rief Noras aus und ein breites Grinsen war ihm anzusehen. Er verbeugte sich sehr tief und sagte schließlich: "Mir ist es eine große Freude und Ehre, Euch herzlich im Rabenbund willkommen zu heißen."
    Sowohl Gondram als auch Noras lächelten und besiegelten die Aufnahme in den Bund mit einem festen Händedruck.

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    Kapitel 6
    - Spiel mir das Lied vom Raben -

    Mehrere Wochen zogen ins Land. Der Rabenbund reiste in dieser Zeit viel umher, um seine Hilfe überall dort anzubieten, wo die Freien Völker Mittelerdes vom Bösen bedroht waren. Seine Reise führte schließlich nach Bruchtal. Erwartungsvoll ritten Noras und seine Gefolgsleute über den Bruinen, wussten sie doch, dass sich zwei alte Freunde noch immer hier aufhielten. Schließlich erreichten sie die ersten Häuser. Misstrauisch beäugten die Elben die Fremdlinge aus dem Westen. Die Bundgenossen schritten zu Pferde auf eine Brücke zu. Etwas Kleines stand darauf, kaum höher als die Brüstung der Brücke. Freudig erregt hüpfte es auf und ab und fuchtelte mit den Armen.
    "Hey! Ihr da! Wie schön, euch alle wiederzusehen!", rief die kleine Hobbitdame den Reitern zu.
    "Eylin! Es ist mir auch eine große Freude.", entgegnete Noras und vollführte eine huldvolle Verbeugung. "Wie ist es Euch ergangen? Wo ist Medice?"
    "Wir haben sehr viel von Herrn Elrond gelernt! Kommt mit! Ich bringe euch zu Medi!"
    Eylin gestikulierte mit der Hand, dass sie ihr folgen sollten und flitzte rasch vorne weg. Wenig später kamen sie an einer Lichtung an. Sie strahlte höchste Harmonie aus und auf einem kleinen Hügel saß Medice, der in Ruhe dort meditierte.
    "Medi?", fragte Haddy etwas verwirrt. Medice öffnete langsam die Augen und musste grinsen.
    "Ja, ich bin es.", antwortete er ihm.
    "Sicher?", fragte Numil ihn erstaunt. "Wir sind es garnicht gewöhnt, dass du so ruhig bist."
    "Ganz sicher!" Medice lachte laut auf, kam auf die Beine und klopfte Numil auf die Schulter "Es ist so schön, euch alle wiederzusehen! Doch scheint mir, Ihr seid nicht grundlos gekommen."
    "In der Tat.", erklang es von der Seite. Noras trat hervor und verbeugte sich zum Gruße. "Herr Elrond ließ uns kommen. Die Waldläufer wurden benachrichtigt, Aragorn beizustehen und wir sind hier, um unserem Lehnsherrn Heerfolge zu leisten. Wir reisen schon bald nach Süden und hoffen, noch rechtzeitig anzukommen."
    "Sehr gern würden Eylin und ich euch begleiten, doch haben wir hier noch sehr viele Aufgaben vor uns, die wir erfüllen müssen. Herr Elrond erwartet von uns, dass wir dem Folge leisten." Medice schaute etwas bekümmert, wollte er doch eigentlich seinen Bundgenossen beistehen. "Kommt, ich führe euch zu ihm."
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Elrond, um ihn über die jüngsten Entwicklungen aufzuklären. Währenddessen trafen immer mehr in grau gekleidete Menschen in Bruchtal an, die allerlei Gepäck und Waffen mit sich führten. Es waren die Waldläufer aus dem Norden, die sich nun als die "Graue Schar" bezeichneten. -

    Der Marsch des Rabenbundes führte ihn schließlich gemeinsam mit der Grauen Schar gen Enedwaith. Stolz und erhaben breitete sich das weite Land südlich Eregions vor dem Betrachter aus. Doch mussten sie vorsichtig sein. Dieser Zug fand unter höchster Geheimhaltung statt. Der Rabenbund marschierte voraus, um die Lage auszukundschaften und er teilte sich auf, um möglichst viele Erkenntnisse über das Land zu sammeln.
    Es gab mehrere kleine Siedlungen der Eingebohrenen, die sich selbst als "Algraig" bezeichneten. Sie waren misstrauische Gesellen und vertrauten niemals Fremden. Noras erreichte einen etwas größeren Ort, der wohl eine Art Stammessitz sein musste. Seine Einwohner nannten ihn Lhanuch. Er lag auf einem Hügel, von dem aus das gesamte Umfeld kontrolliert werden konnte. Lehmhütten prägten sein Bild und einige Totems standen in seiner Mitte. Doch als er den Weg im Ort hinauf ging, fiel ihm ein Elb auf, der an einem großen Lagerfeuer saß.
    "Seid gegrüßt, Herr Elb.", sagte Noras während er näher kam. "Wer seid Ihr und was treibt Euch nach Enedwaith?"
    Der Elb schaute auf, spielte jedoch weiter auf seiner Flöte. Er spielte sein Lied zuende und antwortete schließlich "Mein Name ist Berelias. Ich wurde von Herrn Elrond entsandt, um die Algraig zu studieren. Doch wer seid Ihr und was ist Euer Begehr?"
    "Ich bin Noras Collfaron, Anführer des Rabenbundes. Mehr vermag ich gegenwärtig nicht zu sagen, doch warum schließt Ihr Euch uns nicht an? Ihr scheint sehr versiert mit der Flöte und gute Spielleute sind bei uns stets willkommen."
    Der Elb überlegte und kratzte sich am Kinn. Dann nahm er ein Schreiben aus seiner Tasche und zeigte es Noras.
    "Wenn Ihr tatsächlich in Elronds Auftrag handelt, so habt Ihr auch ein solches Schreiben und könnt mir die Echtheit durch sein Siegel beweisen."
    Noras grinste und kramte in einer seiner Gürteltaschen. Er entnahm ebenfalls ein Schreiben, auf dem ein großes rotes Siegel prangte mit dem Zeichen Elronds. Zufrieden nickte Berelias und bekräftigte seinen Willen zur Mitgliedschaft im Rabenbund mit einem festen Händedruck.
    "Nun, was könnt Ihr mir über die Algraig erzählen?", fragte der Jäger den Barden.
    "Leider nicht viel. Sie sind äußerst misstrauisch. Doch hörte ich von Gesandten aus Isengard, die hierher unterwegs sein sollen. Der Weiße Zauberer streckt seine Hände hierher aus. Wir sollten aufbrechen und versuchen, Beweise zu finden, um den Algraig die Falschheit der Gesandten zu beweisen."
    Noras nickte zustimmend und half dem Elb auf. Gemeinsam brachen sie auf, um Jagd auf Halborks zu machen, die seit einiger Zeit schon ihr Unwesen ganz in der Nähe trieben. Doch ahnten sie nicht, wie gefährlich ihre Reise sein sollte.

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    Last edited by Tolbran; Aug 28 2011 at 11:32 AM.

  2. #2
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    Band II
    Wiedergeburt

    Kapitel 1
    - Zerschlagen und aufgerieben -

    Trügerische Stille lag über den Weiten von Enedwaith. Das Land schien so friedlich, doch lauerten Saurons Schergen überall. Viele Abenteurer aus Eriador versuchten sich im Kampfe und stellten sich der Gefahr, um die Graue Schar bei ihrem Zug gen Dunland zu stützen. Doch ebenso viele ließen dabei ihr Leben oder mussten versehrt den Heimweg antreten. -

    Hoch oben auf einem Berg, nahe eines der vielen Jägerlager, lag etwas Rotes. Es war ein Jäger, der sich mit letzter Kraft an diesen Ort der Zuflucht schleppte, um den Truppen aus Isengard zu entgehen. Er rührte sich kaum, atmete langsam aber stetig. Seine Kräfte schienen verbraucht und nur langsam rappelte er sich auf, um sich auf einen der Baumstämme zu setzen, die sich um das Lagerfeuer befanden. Seine Kleidung war tiefrot, so rot wie das Blut, was er bei seinen Feinden vergossen hat. Geschwächt stützte er sich auf seinen schimmernden Bogen Cûrandir - dem Bogenwanderer. Nur einer besaß diesen Bogen und nur einer trug solch Kleidung. Es war Noras Collfaron, der rote Jäger. Weit drang er nach Enedwaith vor, um das Gebiet für die Graue Schar und den Rabenbund auszukunftschaften. Er entsandte Raben, doch blieben Antworten seiner Gefolgsleute aus. Viele Sippenbrüder und -schwestern blieben auf der Strecke und der Bund schien fast schon nur noch ein Schatten seiner selbst.

    "Auch schon wach, Mensch?", klang es plötzlich vom großen Portal her, welches sich hinter dem Lager befand. Noras schaute auf und erblickte einen grimmigen zwergischen Wächter. Es konnte nur Arkasson sein!
    "Ja, ich bin wach.", erwiderte Noras mürrisch. "Wir müssen zurück nach Eriador und neue Kräfte sammeln. Nur so werden wir stark genug sein, uns Saruman entgegenzustellen."
    "Aye, einige von uns befanden sich zuletzt nicht weit von hier. Wir sollten sie suchen.", meinte Arkasson.
    "Dann sollten wir uns beeilen, wer weiß wieviele Orks noch aus Isengard hierher kommen."
    Etwas wacklig auf den Beinen stand Noras auf. Noch immer stützte er sich auf seinen Bogen, schulterte ihn dann aber schon bald. Arkasson nahm seine Axt ampor und marschierte vorne weg, während beide den Berg hinunter liefen.
    Stunden später erreichten sie den Fluß und überquerten ihn über einen gefallenen Baum, welcher beide Ufer miteinander verband. Arkasson hielt inne und gebot Noras zum Anhalten.
    "Mensch, ich weiß, deine Ohren sind schlecht, aber das dürftest selbst du hören."
    Noras begutachtete aufmerksam die nähere Umgebung. Ihm fiel zunächst nichts auf, doch vernahm er wenig später das klirren von Waffen und Kriegsgeschrei!
    "Ich höre es auch.", erwiderte er Arkasson. "Komm mit!"
    Noras rannte schneller und Arkasson flitzte ihm hinterher. Sie kamen über eine Hügelkuppe und sahen einen Menschen, ein Wächter. Und da dieser kurze Hosen trug, wussten beide sofort, wer es war. Haddy befand sich im Gefecht mit mehreren Riesen, die ihm nach dem Leben trachteten. Todesmutig sprang er ihnen entgegen und wirbelte mit seinem Schwert umher.


    "Bei Balins Eiern! Auf sie!!!"
    Noras sah, wie Arkasson nach vorn stürmte. Die Riesen begriffen zuerst nicht, wie ihnen geschah, als wenig später der erste bereits am Boden lag von den Harten Schlägen Arkassons Axt! Noras selbst spannte seinen Bogen, zielte und ließ seine Pfeile fliegen. Kurz darauf fiel der nächste Riese zu Boden. Haddy und Arkasson standen Rücken an Rücken und nahmen sich einen Riesen nach dem anderen vor, während Noras vom Hügel aus Unterstützung mit seinem treuen Cûrandir lieferte. Die Riesen fielen wie Fliegen und die, die noch laufen konnten, ergriffen schon bald darauf die Flucht.
    "Die hätt ich auch noch allein gepackt!" sagte Haddy darauf sehr amüsiert.
    "Jaja, das hat man ja gesehen." erklang es vom Hügel, von dem Noras nun langsam herunter kam. "Wir müssen den Bund neu sammeln und wir sollten neue Mitglieder werben. Nur so können wir gegen Isengard bestehen."
    Haddy und Arkasson nickten zustimmend. Arkasson schulterte seine Axt, Noras seinen Bogen und Haddy - Haddy rückte noch eben seine Hose zurecht und folgte den beiden Richtung Westen, wo sie den Rabenbund reorganisieren wollten.

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    Kapitel 2
    - Kriegstrommeln -

    Ein neuer Tag brach heran in Enedwaith. Haddy, Arkasson und Noras durchstreiften bereits seit Tagen dieses Gebiet, um auch die restlichen versprengten Mitglieder des Rabenbundes ausfindig zu machen. Die Algraig waren ihnen dabei keine große Hilfe. Denn trotz umfangreicher Hilfestellung gegen all die Halborks und Warge, standen sie dem Bund nach wie vor skeptisch gegenüber. Einzig Gerüchte vernahm man über einen Waffenmeister, der wohl in Begleitung eines Barden die Hügel im Norden des Landes auskundschaftet. Um die Suche nach den beiden auszuweiten, teilten sich Haddy, Arkasson und Noras auf. Während die beiden Wächter dem Pfad nach Norden folgten, wandte sich der Jäger dem Westen zu.

    Die Wanderung war lang und beschwerlich. Schließlich gelangte Noras in einen Wald. Trügerische Ruhe lag über ihm, doch ließ er sich nicht beirren und ging weiter. Plötzlich erklangen Trommeln. Tram taram ... tram taram ... tram taram. Es hörte nicht auf und eine Trommel antwortete auf die andere. Hörner erklangen und dann sausten auch schon die ersten Pfeile aus dem Dickicht hervor. Noras wandte sich um und versuchte die Angreifer auszumachen. Dann stürmten sie los. Unter tosendem Gebrüll und erhobenen Schwertern stürmten Wellen von Orks auf den Jäger ein - der Jäger wurde zum Gejagten. Mutig stellte er sich den Horden entgegen und streckte einen nach dem anderen mit seinen Schwertern nieder. Doch als er einen Schlag auf den Kopf erhielt, sackte er für einen Moment zusammen.
    Schwer atmend ging Noras in in die Knie. Das war ihm noch nie passiert. Die Orks waren bisher nie so nah an ihn heran gekommen. Aber diese Horde, diese schiere Übermacht an Kreaturen mit ihren stählernen Rüstungen und der weißen Hand darauf war überwältigend. Die weiße Hand. Das Zeichen Sarumans. Das Zeichen des weißen Zauberers. Das Zeichen eines Verräters. Wut stieg in Noras empor und diese beflügelte ihn nochmals sich hochzustemmen. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht, einen ohrenbetäubenden, verzweifelten Schrei auf den Lippen, die langen Haare schweißnass ins Gesicht hängend warf er sich in das schwarze Meer aus Klingen, Blut und Hass, Welle um Welle an Orks abwehrend. Aber Stück für Stück musste er einbüßen. Und so wich er langsam mit jeden auf ihn niederprasselndem Schlag weiter zurück dem Abgrund hinter ihm entgegen.

    Hier stand er also. Allein. Haddy und Arkasson hatte er auf eine wichtige Mission geschickte. Die Reihen des Rabenbundes waren stark dezimiert worden und so sollten sie neue Verbündete suchen und sie prüfen. Denn nicht jeder war würdig oder gar fähig genug den Listen des Feindes zu widerstehen. Sein Ziel war Rohan gewesen, um seinem Herrn Aragorn beizustehen. Aber das sollte er wohl nicht mehr erreichen. Ein Lächeln huschte über Noras Gesicht. Gut, wenn es so enden sollte, dann war er bereit. Bereit, alles zu geben und so viele Orks mit in den Tod zunehmen, dass diese Klippe auf ewig rot gefärbt sein möge, seinem Namen alle Ehre machend und ewig an ihn erinnernd. Ja, das könnte ihm gefallen.

    Die Flut an Sarumans Schergen ebbte jäh ab. Zwar waren es immer noch Unmengen, aber der rote Jäger spürte merklich, dass etwas nicht stimmte. In der Ferne erscholl der markerschütternde Hall eines Horns. Waren es die Orks, die sich für einen letzten, vernichtenden Schlag sammelten? Noras hob seine Schwerter. Hinter ihm ging die Sonne unter und die letzten Lichtstrahlen fingen sich in seiner Klinge und wurden reflektiert, so dass es aussah als würde das Schwert glühen. Aus den Augenwinkeln nahm er eine ähnliche Reflexion war. Aber als er den Kopf drehte war sie auch schon wieder verschwunden. Schnell drehte er den Kopf wieder nach vorn, um noch gerade eben eine Axt zur Seite zu schlagen und dafür dem Ork seine eigene Klinge in den Bauch zu rammen. Da war es wieder. Ein heller Schimmer blitze rechts von Noras auf. Diesmal schien er aber näher zu sein. Und es schien über den Köpfen des Meeres aus rußgeschwärzten Orks zu „fliegen“.

    Wieder dieser schauderhafte Hall. Und auch dieser war nun näher als zuvor. Ein Schauer lief Noras den Rücken herunter. Doch überrascht stellte es fest, dass sich auch seine Gegner verwirrt und verängstigt umschauten. "Was geht hier vor?", fragte sich Noras. Die Verwirrung der Angreifer ausnutzend preschte er nach vorn und warf drei oder vier Gegner gleich mit dem ersten Hieb zu Boden. Der Rest wich zurück bevor sie realisierten, dass Collfaron auf dem Vormarsch war und keinen auf seinem Weg am Leben lassen würde.

    Grade hoben sie ihre Waffen um die Lücke die Noras sich bereits erkämpft hatte zu schließen, da stolperten von rechts ein paar Orks rückwärts in den Kreis um Noras hinein mit tief klaffende Wunden auf der Brust. Die offene Lücke in dem Kreis aus Orks zu seiner Rechten um Noras herum wurde breiter, wurde zu einem Gang. Wieder ertönte ein Horn. Das ängstliche Schaudern der Horde brachte die Luft förmlich zum vibrieren. Doch nicht Noras. Auf seinem Gesicht tat sich ein großes Lächeln breit, auch wenn es ihm etwas schmerzte. Keine fünfzig Meter entfernt reckte ein gänzlich in eine schwere, blau-silberne Rüstung gekleideter Krieger zwischen den Orks empor. Das Horn hatte er sich an einer Schlaufe um den Hals gehängt. Mit der Hellebarde in seinen Händen blieb kein Zweifel offen. Ein Hauptmann. Aber nicht irgendeiner. Es war Numil, Offizier des Rabenbundes.

    Er ließ seine Hellebarde zu Boden sinken und nahm Anlauf. Sie sprühte Funken als sie über das Gestein wetzte. Das Geräusch war wie Musik in den Noras Ohren. Abrupt kam Numil zum stehen und nutze den gewonnen Schwung um seine Hellebarde einmal um fast 360 Grad um ihn herum zu wirbeln. Diejenigen armen Teufel die nicht rechtzeitig einen entsetzen Sprung nach hinten getan hatten fielen sofort zu Boden. Wieder blitzte es. Numil hatte seine Hellebarde hoch über seinem Kopf erhoben. Im nächsten Moment sauste sie auch schon auf einen besonders großen Ork auf seinem Warg herab, der es gewagt hatte sich ihm in den Weg zu stellen.

    Das Blut spritze Numil ins Gesicht und ein freudiges Gebrüll erklang aus seinem Mund. Er reckte die Hellebarde in Collfarons Richtung und grölte erneut. Neue Hoffnung flammte in Noras auf, doch erschien plötzlich ein Schatten hinter Numil. Ohne nachzudenken griff Noras nach seinem treuen Bogen, spannte einen Pfeil und ließ ihn zischend durch die Lüfte fliegen. Er verfehlte Numils Kopf nur knapp, traf dafür aber einen Warg hinter ihm. Verdutzt drehte Numil sich um, erkannte sein Glück und nickte seinem Anführer dankbar zu.

    Aber für mehr war keine Zeit, denn so effektiv und überraschend Numils Eingreifen gewesen sein mag, so schnell hatte Sarumans Gefolge auch schon wieder seine Benommenheit abgeschüttelt. "Heute werde ich also doch nicht sterben", dachte sich Noras. Aber an der Idee die Klippen mit dem Blut der gefallenen Orks rot zu färben hatte er durchaus gefallen gefunden. -

    Die Sonne ging schon wieder auf. Nebelschwaden hingen über dem Boden und wanderten langsam zwischen den Haufen an toten Orks hindurch. Hier und dort brannte noch eine Fackel in den kalten Händen einer dieser Kreaturen. Ansonsten herrschte Stille. Nicht einmal das morgendliche Gezwitscher der Vögel konnte man vernehmen. In der Ferne rauschte ein Bach. Die Blätter der Bäume raschelten, wenn ein Luftzug durch die Baumkronen fuhr. Noras und Numil saßen hoch oben auf einem Felsen und betrachteten ihr Werk unter ihnen. Numil hatte seine Hellebarde in der Hand und Blut tropfte stetig von der geschwungenen Spitze an der Unterseite der ziervollen Klinge herab. Sie schwiegen sich an.

    Der Kampf hatte fast die gesamte Nacht hindurch angedauert. Ein paar Orks waren geflüchtet als sie ihre auswegslose Situation erkannten. Die beiden Waffenbrüder waren aber zu erschöpft gewesen, um ihnen nachzusetzen. Schwer atmend zog Noras seinen Borgen und ließ wahllos einen Pfeil nach dem anderen den Feiglingen hinterherjagen bis sie außer Reichweite gerieten. Der Felsen in ihrer unmittelbaren Nähe bot die ideale Gelegenheit für eine Rast. -
    Beide Bundgenossen hatten nun ihre Pfeifen in den Mündern und pafften Tabak. Da sich der Wind kaum regte, hatten sie still schweigend einen kleinen Wettbewerb angefangen, wer die kunstvollsten Formen blasen konnte. Die Rauchschwaden stiegen langsam gen Himmel. Es würde ein schöner Tag werden. Kaum eine Wolke an dem heute azurblauen Himmel. So saßen die beiden noch eine Weile dort.

    Die Sonne stand mittlerweile im Zenit als sich Noras räuspernd am Bart kratzte. Numil blickte auf. Er wusste was jetzt folgen würde. Oft hatte er sich dieses Gespräch schon vorgestellt und immer war es etwas anders verlaufen.
    „Tja, willkommen zurück“, sagte Noras grinsend. Der Hauptmann blickte ihn überrascht an.
    „Willst du nicht wissen wo ich die letzten Monde gewesen bin? Oder was ich in der Zeit getan habe?“
    Ein angedeutetes Kopfschütteln war die Antwort. Doch dann nickte der Jäger um so energischer.
    „Es ist wichtiger, dass du zurück bist. Wir können jeden Mann gebrauchen. Die dunkle Brut Sarumans macht sich immer weiter breit und streckt seine todbringenden Klauen nach allen Siedlungen der freien Völker aus.“
    „Ich weiß. Deswegen war ich auf der Suche nach dir. Wir haben uns eine schwere Bürde auferlegt. Du weißt, ich bin noch jung und ich fühlte mich der Herausforderung nicht gewachsen. So streifte ich allein durch durch die Wälder und Täler unserer Heimat, ich studierte in der großen Bibliothek in Bruchtal und traf viele Wanderer, die mir ihre Abenteuer erzählten. Ich erkannte, dass, wenn wir nicht kämpfen, keiner es tun würde.“

    Bedrückendes Schweigen machte sich breit. Dann ergriff Noras jedoch erneut das Wort.
    „Leider ist es wohl so“, gab Noras zu.
    „Ich komme jedoch auch mit guten Neuigkeiten zurück.", entgegnete Numil. "Von einem Wanderer hörte ich von einem Barden, der die nördlichen Regionen durchstreift. Erbarmungslos streckt er all seine Feinde nieder und seine Balladen und Gesänge hallen zwischen den Bergen wider und kündigen unheilvoll sein Kommen an. Denkst du es könnte der sein, von dem ich denke? Ein weiterer verschollener Offizier unseres Bundes?“
    Collfaron sprang von dem Felsen herunter und landete geräuschlos wie eine Raubkatze. Er wendete sich mit dem Rücken zur Sonne und schaute Numil schelmisch an.
    „Das werden wir nur auf einem Weg herausfinden.“ Sein Blick schweifte über den Horizont. Man konnte noch grade die Berge erahnen mit ihren schneebedeckten Gipfeln.
    „Also haben wir ein Ziel?“, fragte Numil.
    „Wenn du wieder bereit bist mir zu folgen?“ Noras warf einen Blick über die Schulter zu seinem Offizier, der noch immer auf dem Felsen hockte. Plötzlich mussten beide grinsen.
    „Auf gen Norden!“, brüllte Numil, hob seine Horn und blies hinein.

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    Kapitel 3
    - Der Fall eines Barden -

    Dieberei. Spionage. Selbstaufgabe ... Verrat. Dies gehörte wohl kaum zu den Tugenden eines sonst so ehrenvollen Barden. Gewiss besonders nicht für einen Offizier des Rabenbundes. Verarmt, einsam und verbittert streifte Skadi nun am Fuße der Berge in Enedwaith umher, um ihre Rachegelüste am Weißen Zauberer zu stillen. Jeden Ork, jeden Uruk und jeden Bilwiss erschlug sie mit ihrer mächtigen Keule. Ihr schneeweißes Haar wallte im Wind und ihre Balladen kündigten sie bereits von weitem an. Sie war berühmt für ihre Sanges- und Spielmannskünste. Und nun ... nun scheint sie von allen Freunden und Waffenbrüdern verlassen.
    Lange Zeit überfiel sie räuberisch reisende Händler auf den Straßen gen Osten. Niemand schien vor ihr sicher und sie bereicherte sich zusehends am Eigentum anderer. Nur langsam erkannte sie die Falschheit ihres Tuns und nur langsam wurde ihr klar, dass ihre Taten nur Unheil über sich und ihre alten Kameraden brachte. Wut stieg in ihr auf. Bitterböse Wut, als sie erkannte, dass in ihrem Kopf nicht allein ihre Stimme war. Es war die Stimme Sarumans, des Weißen Zauberers! Hartnäckig wehrte sie sich gegen seinen Einfluss und spielte ihre stärksten Balladen, um sich von ihm zu befreien. Es kostete sehr viel Kraft, doch gelang es ihr, den fremden Einfluss abzuschütteln. Fortan kannte sie nur eine Regung - und das war Rache. Rache an all den Dienern Sarumans. Und Rache an Saruman selbst. Keine dieser Kreaturen war nun nicht mehr sicher von diesem Barden in voller Rage. Doch was war geschehen? -

    Unbemerkt von all ihren Freunden änderte sie ihr Verhalten. Sie gab all ihr Hab und Gut auf, verzichtete auf alle Ersparnisse ... ihr ganzes Gold war weg. Niemand hatte bemerkt, welche Veränderungen Skadi durchmachte. Doch als dann selbst im Hauptsitz des Rabenbundes, in der Siedlung Pembert, der Inhalt aller Truhen verschwunden war, wurden ihre Sippenbrüder und -schwestern misstrauisch. Skadi verschwand. Und lange Zeit vernahm man kein einziges Lebenszeichen von ihr.
    Wochen später erschien ihre Schwester Illusiona in Pembert. Sie empfahl, Skadi von allen Rechten und Pflichten zu entbinden, da es einen schwerwiegenden Verdacht gab, Skadi könne sich unter dem Einfluss einer fremden Macht befinden. Jeder wusste, dass es sich wohl nur um einen handeln könnte, der zu solchem Ränkespiel in der Lage ist - Saruman!
    Jeder im Rabenbund sah die Dringlichkeit ein, Skadi wiederzufinden und von dem Fremdeinfluss zu befreien. Denn der Bund ist nicht der gleiche ohne seinen Meisterbarden! Viel Zeit verbrachte Illusiona mit Gebeten an die Valar und erhielt dabei auch viel Zusprache seitens ihrer Kameraden. Lange Zeit schienen die Gebete unerhört zu sein, doch traf eines Tages ein Bote am Haus in der Hochstraße 1 ein. Noras wurde ein Brief übergeben, der Nachricht darüber gab, dass sich in den fernen Weiten Enedwaiths ein Barde herumtreibt. Dessen Beschreibung deckte sich stark mit der Skadis. Schnell war ihm klar, dass seine Kameraden und er sich auf den Weg machen mussten, um Skadi zu suchen und zu läutern. -

    Lautes Gebrüll war vom Rand des Waldes zu vernehmen, als sich Noras und Numil darauf zu bewegten. Trommeln waren zu hören. Für die beiden weckte der Klang der Trommeln die Erinnerung an ihren letzten Kampf, was sie zu höchsten Vorsicht gebot. Langsam schlichen sie sich heran und schauten neugierig darauf, was sich vor ihren Augen am Ufer des nahen Flusses abspielte.
    "Skadi!", flüsterte Noras erstaunt, als er sah wie sie sich im Blutrausch mit einigen Orks anlegte. Seine Augen weiteten sich.
    "Wir müssen ihr helfen!", erwiderte Numil und machte sich schon zum Sprung bereit. Doch wurde er von Noras an der Schulter unten gehalten.
    "Warte, sie bekommt das schon hin."
    Skadi wirbelte umher und trommelte wie wild. Einige Orks schienen eingeschüchtert nahmen eine angsterfüllte Haltung ein. Andere erschlug Skadi wiederum mit einem mächtigen Hieb ihrer Keule. Sie schrie so laut, dass selbst die Valar sie wahrscheinlich hören könnten. Mühelos streckte sie einen Ork nach dem anderen nieder, doch wurde sie merklich schwächer. Aus naher Ferne waren nun ebenfalls Trommeln zu hören, doch war klar, dass es sich um Verstärkung für die Orks handelte.
    Dumpfes Stampfen war zu vernehmen. Dann tauchten sie auf. Groß, muskelbepackt und auf ihren Helmen prangte die Weiße Hand.
    "Uruks aus Isengard!", sagte Noras und deutete mit dem Finger zu einem Pass, der sich nah am Fluss befand. Beide nickten sich zu und hielten ihre Waffen bereit.
    "Für den Rabenbund!", erklang der Schlachtruf des Hauptmanns. Seine Hellebarde hielt er hoch empor und bließ kraftvoll in sein Horn. Die Erde schien leicht zu beben, als das Horn durch die Talsenke hallte. Erstaunt blickten die Uruks herauf und sahen die blinkende Spitze der Hellebarde. Gerührt und dankbar blickte Skadi zu ihren beiden Bundgenossen herauf und schöpfte neue Hoffnung.
    Brüllend sprang Numil hervor und rannte der Gruppe Uruks entgegen. Der erste von ihnen lag rasch am Boden. Numil trennte ihm mit einem einzigen Hieb beide Beine ab. Noras positionierte sich auf einem Hügel, von wo aus der die beste Sicht über das Geschehen hatte. Er spannte seinen treuen Cûrandir und die Pfeile pfiffen nur so durch die Luft. Fünf der Uruk-hai blieben wir angewurzelt stehen. Mehrere Pfeile hielten sie fest am Boden. Ein Uruk, der die missliche Lage seiner Kameraden erkannte, knurrte und blickte wütend zu Noras hinauf. Noras ließ erneut einen seiner Pfeile durch die Luft schnellen. Er traf die Schulter des Ungetüms. Langsam bewegte sich diese massige Gestalt auf Noras zu und fletschte die Zähne. Erneut traf ihn ein Pfeil in der anderen Schulter, dann im Bauch und im Bein. Er ließ sich schier nicht davon beeindrucken. Immer näher kam er an Noras heran und dem Jäger blieb nichts anderes übrig, als seine beiden Schwerter zu ziehen. Sie kämpften sehr erbittert, doch Noras hatte einen Vorteil: er war wendiger. Jedem Angriff des Uruks wich er mühelos aus und versetzte ihm mehrere Hiebe an die Arme und zwang ihn schließlich in die Knie, als er ihm in die Kniekehlen schlug.
    Noch immer wütend und zähnefletschend kniete diese Monstösität vor dem roten Jäger, welcher sie nur mit Abscheu betrachtete. Noras überkreuzte seine Schwerter, holte weit aus und trennte in einer großen Scherenbewegung des Kopf des Ungetüms von dessen Schultern. Der Körper sackte leblos zu Boden.

    Im Tal sah er, wie auch die anderen Uruks unter Numils Hellebarde fielen. Köpfe rollten, Gliedmaßen und Waffen fielen zu Boden. Numil schlug sich wacker und ließ seine Waffe kontinuierlich auf seine Feinde niederfahren. Er steigerte sich dabei in einen regelrechten Kampfrausch hinein und spendete sowohl Skadi, als auch Noras neue Hoffnung. Skadi, motiviert durch die unerwartete Hilfe, stieß einen kraftvollen Schrei aus und verjagte auch noch die letzten Bilwisse, die sich auf sie stürzen wollten.
    Der Rabenbund behielt die Oberhand in diesem Kampf und verjagte die Diener Isengards. -
    "Herr, ich ...", stammelte Skadi, ging auf die Knie und versuchte sich zu erklären, als Noras auf sie zukam.
    "Steh auf, du musst dich nicht erklären.", entgegnete Noras und lächelte sanftmütig. "Es wird Zeit, nach hause zu kommen ..." Er streckte Skadi die Hand zum Gruße und zur Vergebung aus.

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    Kapitel 4
    - Mit Axt und Schild und Zwergenbier -

    Noras tat der Hintern weh. Er war es nicht gewohnt so lange auf einem Pferd zu sitzen. Seit zwei Tagen war er nun schon mit seinen Offizieren Skadi und Numil hoch zu Ross unterwegs. Normalerweise streifte der Jäger lieber durch den Wald, querfeldein und im Wettlauf mit den dort lebenden Tieren. Aber er war ein stolzer Mann so kniff er wortwörtlich die Arschbacken zusammen.

    Die drei Bundgenossen überschritten schließlich die Grenze nach Eregion. Sie folgten dem Fluss der nach Westen Richtung Mirobel. Auf ihrem Weg wusste Skadi die Gefährten gut zu unterhalten und so leierte sie eine Ballade nach der anderen herunter. Die eine war traurig, die andere witzig und wiederum eine andere war spannend. Auch Numil versuchte sich an die eine oder andere Geschichte zu erinnern, die er auf seinen Reisen gehört hatte, gab aber schnell wieder auf. Der einzige der sich kaum zu Wort meldete war ihr Anführer. Gedankenversunken ritt er den beiden anderen voraus. Sein Blick war starr auf einen Punkt vor ihm gerichtet und nur die Valar konnten erahnen was ihn beschäftigte.

    „Wir sind da!“, hallte es von hinten. Noras blinzelte und blickte verdutzt nach vorn. Vor ihnen ragten ein paar Gebäude auf. „Oh, tut mir leid. Hab ich dich etwa geweckt?“ Skadie grinste ihren Anführer schelmisch an. Dieser war immer noch dabei seine Gedanken zu ordnen.
    „Mirobel.“, nickte Numil und zeigte mit seiner Hellebarde den Weg hinab.
    „Endlich“, stöhnte der Jäger und kratzte sich am Hintern. Seine beiden Begleiter warfen sich stumm ein paar belustigte Blicke zu.

    Langsam trabten sie in die Siedlung. Die Einwohner starrten unverhohlen voller Interesse auf die Waffen und Rüstungen der Unbekannten. Sie waren einfache Menschen, Bauern, Jäger und Sammler. Ein paar Kinder spielten auf der Straße. Es tat gut ihr Lachen vernehmen zu können. Numil fühlte sich etwas unbehaglich. Alle Blicke lagen auf ihm. Also starrte er zurück. Diejenigen dessen Blicke er traf senkten eiligst ihr Haupt und gingen ihren Geschäften nach. Schon bald war die Stadt wieder zu ihrer alltäglichen Ordnung übergegangen. Ein Hammer, der auf einen Amboss schlug. Marktverkäufer, die lauthals ihre Waren anpriesen. Der Geruch nach frisch gebackenem Brot.

    Eine Wache trat an die Reiter heran.
    „He da!“, rief der viel zu junge Mann. „Darf ich fragen was ihr hier sucht? Wir wollen hier keinen Ärger“, fügte er mit einem Blick auf die Waffen hinzu. Seine Hand taste nach dem ledernen Griff seines Schwertes, das an seiner dürren Taille hing. Mit der Hand am Schwertgriff schien er etwas weniger nervös.
    „Wir sind auf der Durchreise und suchen einen Ort zum nächtigen.“, antwortete Noras wahrheitsgemäß. Der Wachmann musterte die drei misstrauisch von oben bis unten, atmete dann doch noch erleichtert auf. Er ließ sein Schwert los und zeigte die Straße entlang.
    „Dort hinten ist ein Wirtshaus. Dort wird man euch gern willkommen heißen und ein paar Betten sowie Bier und warme Mahlzeiten anbieten.“
    „Habt Dank.“ Collfaron schnalzte mit der Zunge und sein Pferd trabte wieder los.
    „Aber seid vorsichtig“, rief die Wache noch hinterher, „Wir haben Besuch.“ -

    Schon von Weitem hörte man dumpfes Getöse und je näher die drei hoch zu Ross Sitzenden der Schänke kamen desto lauter wurde es. Es war ein Gewirr aus Gegröle, Musik, Gelächter und dem klirren von Waffen. Als sie dann in der Tür standen war ihnen auch schnell klar worauf der Wächter sie hatte vorbereiten wollen: Zwerge. Normalerweise sah man sie seit langem nur sehr selten in diesem Teil Mittelerdes. Nur vereinzelt konnte man sie mal zu Gesicht bekommen. Aber hier waren mehrere dutzend, saufend und raufend wie als wenn sie zuhause unter ihres gleichen wären. Noras und seine Offiziere staunten nicht schlecht. Skadis Mund stand weit offen und ihre Augen standen vor Verblüffung weit hervor. Grinsend stupste Numil ihr in die Seite. Sie schüttelte den Kopf und warf dem Hauptmann neben ihr einen vernichtenden Blick zu. Der aber konnte nicht aufhören zu grinsen, während er seinen Blick durch die Taverne schweifen ließ.

    „Bei Balins Eiern!!!“ Etwas haariges, gerade mal ein paar Fuß hohes Etwas kam klirrend und klappernd in seiner Rüstung angerannt. Eh Noras reagieren konnte hatte der Zwerg ihn umgehauen. Mit einem breiten Lachen unter dem besonders langen Bart und blitzenden Augen hatte es sich der Stämmige auf Noras Brust bequem gemacht.
    „Arkasson“, stöhnte der am Boden liegende und hob mühevoll seinen Kopf.
    „`s is sooo schön eusch wie...hieeecks wieder schu sehn“, lallte der Zwerg und plötzlich kullerten kleine Tränen seine rosigen Wangen hinab. Er stand auf und streckte seine Hand seinem alten Freund entgegen. Noras ergriff sie und wurde prompt wieder auf die Beine gezogen.
    „Skadi, Numil natüüülisch freu ich mich auch euch schu sehn.“ Arkasson nickte den beiden zu, doch dass er weinte schien ihm etwas peinlich zu sein.
    „Arkasson, wo sind wir hier herein geraten?“, fragte Numil interessiert.
    „Das, meine lieben Freunde“, rief Arkasson, drehte sich um und breitete vielsagend die Arme aus. „Das ist die Moria-Expedition!“

    Arkasson führte seine Freunde durch die Reihen an Tischen, an denen die Zwerge ihr Biere kippten. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Überall wurde sich zugeprostet, im Armdrücken die Kräfte gemessen oder ein Lied gelallt und dazu auf den Tischen getanzt. Die Tavernenbesitzer hatten wirklich alle Hände voll zu tun. In einer dunklen Ecke unterhielten sich eine Hand voll älterer Zwerge mit grauen Strähnen in den Haaren und Bärten angeregt und zogen ab und zu genüsslich an ihren Pfeifen. Der Rauch fing sich unter der Decke und waberte durch die gesamte Schenke. Der Geruch von Schweiß und Erbrochenem hing in der Luft.

    Skadi rümpfte die Nase. Gerade war sie an einem Zwerg vorbeigekommen, die Hand um den noch halb vollen Krug gekrallt, in seinem eigenen Erbrochenem liegend. Plötzlich klappste dessen Sitznachbar, der wankend aufgestanden war, Skadi auf den Hintern.
    „Hey, ein Barde! Spiel uns was, Süße!“, schielte der Zwerg sie an. Empört ballte die Bardin die Faust, holte aus und schlug sie dem Unverschämten direkt in sein Gesicht. Dieser stöhnte nur, verdrehte die Augen und fiel steif wie ein Brett rückwärts um. Gelächter machte sich breit. Arkasson und Numil hingen sich weinend vor Lachen in dem Armen.

    Indes nahm Noras eine erhöht und etwas abseits gelegene Nische an der hinteren Wand in Augenschein. An der Treppe, wenn man die 3 Stufen so nennen wollte, hatten sich 2 Wächter postiert, die grimmig das Geschehen in dem Wirtshaus mitverfolgten. Sie sahen etwas neidisch aus. An dem Tisch dahinter saß ein Zwerg in einer prachtvollen Rüstung, der ein paar Karten vor sich ausgebreitet hatte und sie stirnrunzelnd begutachtete. Zielstrebig ging Noras auf ihn zu. Doch bevor er einen Fuß auf die unterste Stufe setzen konnte, hatten die Zwergenwachen ihm schon mit ihren zweihändigen Äxten den Weg versperrt. Stumm starrten sie weiter geradeaus.
    „Na Chef, haste wieder nette Freunde zum quatschen gefunden?“. Numil klopfte seinem Anführer mit der Linken auf die Schulter, während er in der Rechten schon einen Krug Bier hielt. Arkasson trat an sie heran.
    „Das dort oben ist der Führer dieses Konvois. Kommt, ich will euch mit ihm bekannt machen. Beiseite ihr Hornochsen!“, fauchte er die Wachen an. Diese blickten sich verwundert an. „Wirds bald, ihr hohlen Nüsse?“ Zögernd traten die beiden Zwerge zur Seite und gaben die Treppe frei. „Ein Trauerspiel. Gute Kämpfer, aber dumm wie Stroh. Oder zu viel Selbstgebrannter, schätze ich“, murmelte Arkasson in seinen Bart.

    Der Zwerg - er hatte auf einen der Stühle klettern müssen, um über den Tisch gucken zu können - blickte jäh auf als die vier Kameraden die oberste Stufe betraten. Sie knarrte kaum hörbar.
    „Wen hast du mir da jetzt schon wieder angeschleppt, Arkasson? Und dann auch noch Menschen... pah! Beim Barte meines Großvaters!“ Arkasson verneigte sich kurz und erklärte:
    „Das sind meine Freunde und Waffenbrüder. Heißt sie gefälligst etwas freundlich willkommen. Ich schwärmte von der zwergischen Gastfreundschaft und ihr straft mich lügen.“ Er verschränkte die Arme vor seinem wohl geformten Bierbauch. An seine Freunde gerichtet sagte er: „Darf ich vorstellen: Bósi, Leiter der Moria-Expedition! Ein ehrbarer Mann, aber anscheinend hat er irgendwo auf dem Weg aus Ered Luin seine Manieren verloren. Er führt dieses Dreckspack feinster, zwergischer Abstammung an.“
    Noras machte einen Schritt, beugte sich halb über den Tisch und streckte seine Hand aus. Sein Gegenüber betrachte die Hand misstrauisch und nach kurzem Zögern schlug er dann doch ein.
    „Mein Name ist Noras“, stellte er sich selbst vor, „ Noras Collfaron, Anführer des Rabenbundes. In meiner Gefolgschaft befinden sich die Bardin Skadi und der Hauptmann Numil.“ Er deutete hinter sich. „Arkasson, unseren Wächter, kennt ihr ja bereits.“
    „Er ist ein seltsamer Zwerg. War wohl zu viel unter den Menschen. Wir trafen ihn auf halbem Weg hierher. Seine Axt ist scharf, sein Wille nicht zu brechen und sein Einsatz unbezahlbar. Genau der richtige für unsere Mission!“, erwiderte Bósi.
    „Ich hörte ihr seid nach Moria unterwegs. Ein interessantes Ziel.“ Noras blickte auf die Karten. „Wir würden euch gerne begleiten.“
    „Die Bezahlung ist schlecht und die Verpflegung noch schlechter. Aber wenn wir dort unten Schätze finden und ihr überleben solltet, seid ihr ein reicher Mann“, versprach der Zwergenanführer.
    „Bei Balins Eiern, ein Abenteuer!“, rief Arkasson und haute mit der Faust auf den Tisch.
    „Wir interessieren uns nicht für Reichtümer“, widersprach Collfaron. „Und Söldner sind wir erst recht nicht.“
    „Umso besser, bleibt mehr für mich“, grinste der Zwerg und hoppste von seinem Stuhl.

    „Numil!“, rief Noras seinen Hauptmann. In einer fließenden Bewegung trat dieser neben ihn und in derselben warf er seinen mittlerweile dritten oder vierten Bierkrug über seine Schulter, der an der Wand hinter ihm zerbrach.
    „Jawohl!“, rief Numil gekünstelt militärisch zurück, salutierte und schlug dabei die Hacken zusammen. Skadi prustete los und hielt schnell ihre Hände vor den Mund. Noras drehte sich zu dem Spaßvogel um. Er selbst hatte wohl nichts mitbekommen oder aber es war ihm egal.
    „Bring diesen Haufen mal auf Vordermann. Wir haben einen weiten weg vor uns.“

    Noras seufzte, erkannte er doch, dass an diesem Tag wohl niemand mehr nüchtern werden würde. Numil schwankte selbst schon umher und konnte sich aum auf den Beinen halten. Also orderte der Jäger nun selbst ein Bier bei der Wirtin und gesellte sich zu seinen Kameraden an einen Tisch. Sie sangen Lieder und scherzten freudig. Die Wirren des Krieges schienen an jenem Abend völlig vergessen.
    "Hey, rutsch mal!" erklang plötzlich doch eine sehr vertraute Stimme aus einem Nebenraum.
    "Ist das etwa ...?", fragte sich Noras und kratzte sich am Kinn. "Numil, hast du das auch gehört?"
    "Wasch los Chef?", lallte Numil ihm entgegen und hickste. Noras schüttelte jedoch nur kurz den Kopf und verdrehte leicht die Augen.
    "Ich bin gleich wieder da."
    Der Jäger stand auf und ging zum Nebenraum, aus dem er die Stimme vernahm. Als er eintrat, weiteten sich seine Augen und er wusste nicht, ob er lauthals loslachen, grinsen, sich schämen ... oder gar erblinden sollte vor Schock.
    In der Mitte des Raumes stand ein großer Badezuber und in ihm machten es sich lauter Zwerge breit. Ihre Bärte schwammen an der Wasseroberfläche, sodass man fast meinen konnte, sie hätten sich allesamt ein Pelztier mit ins Wasser genommen. Nun, es waren mitnichten nur Zwerge im Zuber. Unter ihnen befand sich auch ein Mensch, der spontan aufstand, zu Noras blickte und die Hand zum Gruße erhobt. Das Wasser perlte von ihm herunter, während er dort stand. Die Zwerge schauten zu ihm auf und kicherten bedächtig in ihre Bärte hinein.
    "Moin Chef!", rief dieser nackte Mann ihm entgegen. "Auch endlich da?!"
    "Haddy, verdammt, setz dich bitte wieder hin!" rief Noras ihm grinsend entgegen.
    "Joa, wieso denn? Neidisch?"
    "Setz dich einfach bitte wieder hin ...", antwortete der Jäger und schüttelte ungläubig seinen Kopf. Er grinste und sagte schließlich "Ich bin ja schon froh, wenn du so nicht überall herumflitzt!"
    "Jo, wo geht's denn nun hin?", fragte Haddy neugierig, quetschte sich wieder zwischen die massigen Zwerge im Wasser und schnappte sich einen nahegelegenen Krug Bier vom Tisch.
    "Wir begleiten diese Expedition nach Moria hinein.", erwiderte Noras, verlor sich dabei jedoch etwas in Gedanken. "Nach Moria ... wir brechen morgen früh auf. Sei dann bitte abmarschbereit."
    "Aye!" Haddy nickte grinsend und voller Vorfreude. Endlich würden wieder Orks sein mächtiges Schwert zu spüren bekommen!

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    Kapitel 5
    - Der Marsch der Zwerge -

    Tage sind vergangen seit der Rabenbund auf Bósi und sein Gefolge traf. Und beschwerlich war ihr Weg gen Moria. Schon lange hielten sich starr Gerüchte darüber, dass in Moria das Böse haust. Doch davon schienen sich weder die Zwerge, noch die Mitglieder des Rabenbundes beirren zu lassen. Stolz und abenteuerlustig zogen sie über die weiten Straßen Eregions stets mit kriegerischen Liedern auf den Lippen und hoch erhobenen Bannern. Niemand wagte es, sich diesem Treck entgegenzustellen. Trommeln wie Hörner hallten durch die Hügel und Berge und kündigten schon früh den Marsch der Zwerge und ihrer Bundgenossen an.
    Dem Hochgebirge kamen sie von Tag zu Tag stetig näher. Und man sah es den Zwergen an, wie hoffnungsvoll sie dieser Heerzug machte.
    "Was werden wir tun, wenn wir die Zwergenbinge erreichen?", fragte Numil seinen Anführer, der gedankenversunken auf die vielen schwer gerüsteten Zwerge blickte. Sie schauten grimmig und freudig zugleich und schienen bereit, sich selbst mit Sauron höchstpersönlich anzulegen. Zwischen ihnen rannte ein sehr stämmiger Zwerg umher, der sich regelmäßig an einem Fass Zwergenbier bediente, welches auf einem der Fuhrwerke aufgeladen war. Arkasson genoss die Gesellschaft seiner Brüder sehr und besang oft seine Heldentaten. Noras stutzte kurz, als eine Hand ihm and er Schulter klopfte.
    "Was machen wir, wenn wir da sind, Chef?", fragte Numil erneut mit einem Grinsen im Gesicht.
    Der Jäger sah erneut zu den Zwergen hinüber und erwiderte schließlich: "Wir sollten sie nach besten Kräften unterstützen, im Handwerk wie auch im Kampfe. Diese Expedition könnte durchaus erfolgreich sein und wir würden dem Feind einen empfindlichen Schlag versetzen, wenn wir Moria aus seinen Klauen befreien."
    Numil nickte zustimmend und ritt ein Stück voraus, um mit dem Expeditionsleiter Bósi zu sprechen.
    Ein Rumpeln war von einem der Wagen zu hören. Es war ein großer, klobiger Wagen. Und er schien nicht viel mehr zu sein, als eine große Holzkiste auf vier Rädern. Skadi und Noras wunderten sich bereits die ganze Zeit, was es wohl damit auf sich hätte. Es war der einzige Wagen dieser Art. Alle anderen hatten nur Werkzeug, Baumaterial und Waffen geladen. Doch dann öffnete sich eine Luke im Dach und ein grauhaariger Kerl schaute frech grinsend heraus. Er strich sich den Schweiß von der Stirn und schnappte nach der frischen Luft. Verwundert und ungläubig blickten sich die Bardin und der Jäger an und sahen daraufhin erneut zu diesem Menschen hinüber.
    "Moin Männers! Ihr schaut so müde aus. Kommt doch rein!", rief Haddy von dieser Dachluke aus herüber.
    "Haddy, ist das etwa das, wofür ich es halte?", fragte Noras mit einer hochgezogenen Augenbraue.
    "Joo, die Zwerge verstehn es wirklich wie man komfortabel reist! Gewitzte kleine Kerle sind das ..." Haddy grinste über das ganze Gesicht, dann versank sein Kopf wieder murmelnd in der Luke, welche er von innen wieder zuklappte.
    Skadi kicherte und überlegte, ob sie Haddy vielleicht Gesellschaft leistet. Dann nahm sie spontan ihre Laute in die Hand und begann das Lied des Rabenbundes zu spielen. Währenddessen lächelte Noras und konzentrierte sich wieder ganz darauf, welche Hilfe der Rabenbund den Zwergen bieten könnte. -

    Sie waren bereits sehr lange unterwegs und der Abend begann langsam zu dämmern. Der Treck marschierte einen großen Hügel hinauf und durchlief bald darauf einen Pass. Der Gesang der Zwerge hallte bis weit in die Berge hinein und ließ gar manchen Fels erzittern. Mit jedem Trommelschlag kamen sie ihrem Ziel näher.
    "Hahaha, siehst du, Mensch? Dies wird der neue Stolz Morias!", erklang eine kräftige Stimme neben Noras, der hoch zu Ross den Weg entlang schritt. Arkasson war stolz darauf, Teil dieses historischen Marsches zu sein. Ein wohlwollendes Lächeln entglitt dem Jäger und er nickte dem Zwerg zu.

    "Seht doch!", rief ein Zwerg von weiter vorne. "Es ist nicht mehr weit! Bald stehen wir vor den Toren Mo..."
    Er konnte seinen Satz nicht mehr vollenden, denn jäh wurde er von einem langen Speer erwischt. Links und rechts des Passes rollten große Baumstämme herunter, die die Zwerge verwirrten und schließlich überrollten. Nur wenige konnten sich danach wieder aufrappeln.
    "Ein Hinterhalt!", rief Numil von vorn und bließ kräftig in sein Horn zur Warnung. Er machte sich kampfbereit und schwang bedrohlich seine Hellebarde. Pfeile sausten durch die Luft und tosendes Gebrüll war von den Abhängen aus zu hören. Wer konnte nur so todesmutig sein, einen schwer gerüsteten Heerzug der Zwerge zu überfallen?
    Es dauerte nicht lange, da stürmten die ersten Angreifer von vorn heran. Selbst hinter dem Treck standen plötzlich mehrere Krieger. Doch waren es keinesfalls Orks. Es waren Menschen! Vagabunden, Räuber, Marodeure, Verräter. Für derlei Abschaum gab es viele Begriffe. Sie hatten keine Ehre im Leib, kannten weder Prinzipien noch hohe Ideale. Sie interessierte nur eines - sie selbst und ihr persönlicher Vorteil.

    Noras wandte sein Pferd um und zog eines seiner Schwerter. Narmegil leistete ihm bereits lange Zeit treue Dienste. Es glänzte und flammte noch auf wie an jenem Tag, als es von Terandiel - dem Waffenschmiedemeister des Rabenbundes - eigens für den Jäger angefertigt wurde. Drei der Vagabunden rannten direkt zu Noras. Doch Collfaron wich nicht aus, er galoppierte direkt auf die zu. "Ai Crebain!", rief er lautstark heraus. Die Räuber versuchten ihn mit langem Speeren vom Pferd zu holen, doch gelang es Collfaron sie mit seiner Klinge durchzuschlagen. Sein Pferd bäumte sich auf und zertrampelte zwei von ihnen. Der dritte wurde von schierer Angst ergriffen und suchte einen Fluchtweg in die Berge. Doch Noras schob sein Schwert in die Scheide, nahm Cûrandir vom Rücken, spannte ihn und jagte diesem Abschaum einen Pfeil in den Hinterkopf.

    Jeder war unmittelbar am Kampf beteiligt und man hörte, wie Arkasson damit begann jeden einzelnen von seiner Axt niedergestreckten Banditen zu zählen. Selbst Haddy kam aus seiner geliebten Sauna heraus. Er zog sein Schwert, stellte sich provokant vor den Wagen und verspottete seine Feinde.
    "Sagt hallo zu meinem kleinen Freund!", schrie er ihnen entgegen und ließ seinem Schwert das Blut der Angreifer schmecken. Wenngleich er nur provisorisch ein altes Hemd übergeworfen hatte und man Dinge sehen konnte, die sonst wohl besser verhüllt blieben, so wirbelte er dennoch wild umher und kämpfte sehr tapfer. Womöglich waren viele der Angreifer verwundert darüber, dass sie gegen einen halbnackten Mann kämpften. Einem nach dem anderen versetzte Haddy einen mächtigen Hieb oder Stoß mit seinem Schwert und verlangte ständig nach dem nächsten.

    Das Scharmützel dauerte bis weit in die späten Abendstunden hinein. Doch langsam ebbten die Angriffswellen ab und schließlich flohen auch die letzten Banditen über die Hügel, von denen sie kamen. Lauter Jubel machte sich unter den Zwergen wie auch den Bundgenossen breit - sie haben gesiegt. Doch mussten sie leider viele Verluste in Kauf nehmen. Lieder sollten eines Tages von diesen tapferen Kriegern Kunde geben, die bereit waren, jeder Gefahr zu trotzen, um Moria, die wichtigste Stadt der Zwerge, zurückzuerobern und von seinem Fluch zu reinigen.

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    Kapitel 6
    - Pedo Mellon a Minno -

    Abrupt kam der Tross zum stehen. Bósi hob seine Hand, um Stille zu gebieten, aber stattdessen ging ein Raunen durch die Reihen. Vor ihnen lag ein See, so dunkel, dass er weder Sterne noch Mond vom Nachthimmel widerspiegelte. Der Felsen herum war kahl und spitz und überall fauchten Geysire. Sie speiten kleine Wasserfontänen oder gelben, nach verfaulten Eiern riechenden Qualm aus, der langsam über dem Boden waberte und in Richtung Kolonne kroch. Der See selbst war ruhig und kein Lüftchen kräuselte seine Oberfläche.

    „Sind wir schon da?“, kam Haddy aus seiner Sauna gesprungen, freudig erregt die Hände in den Himmel werfend. Doch angesichts des trostlosen Anblicks gefror seine Mine sofort zu Eis. „Oh!“, entfuhr es ihm. Arkasson erklomm eine kleine Anhöhe und kniff seine Augen zusammen.
    „Aye! Da hinten ist etwas in den Fels gehauen.“
    „Das Tor nach Moria“, nickte Bósi.
    „Aber ich sehe keinen Weg über den See,“ stellte Arkasson fest. Bósi trat neben ihn.
    „Verteilt euch! Sucht einen Weg rüber!“, befahl er den Zwergen.
    „Ihr auch. Helft den Zwergen!“, stimmte Noras an seine Gefolgsleute gewandt dem Expeditionsleiter zu. „Zieh dir erstmal was an.“, schlug er Haddy vor, der schon halb von seiner Sauna runter geklettert war und halb in der Luft hing. Der seufzte resignierend und ließ sich Skadi seine Kleider rüber werfen, die nicht aufhören konnte ihn grinsend anzustarren. -

    „Wir ham´s!“, kam Stunden später ein Zwerg auf seinen kurzen Beinchen an getrippelt. Völlig außer Atem blieb er vor Bósi und Noras stehen, zeigte hinter sich und haspelte : „Da hinten.... Weg... gefunden.... Moria....“ Numil wartete schon mit einer Hand voll Zwerge am Anfang des Weges als Bósi, Noras, Skadi, Haddy und Arkasson eintrafen. Er war versteckt zwischen 2 Felsspalten einen dünnen Pfad hinauf. Noras blickte dahinter. Hinter dem Eingang wurde der Weg wieder breiter, aber nicht besser passierbar. Geröll lag auf dem Boden und Wurzeln ragten in die Luft.
    „Teilen wir uns auf“, schlug Noras vor.
    Bósi nickte. „Ein Teil meiner Männer soll den Spalt vergrößern und die Wagen da durch schaffen. Den Rest könnt ihr haben. Untersucht die andere Seite und schaut, ob wie hier lang wirklich bis an die Tore Morias gelangen.“

    Der Trupp um Noras herum war schon ein paar hundert Meter vorgestoßen, da beklagte sich Haddy: „Hey, Chef, ich hör da die ganze Zeit so ein komisches Kratzen“
    „Jetzt wo du´s sagst... ich auch“, stimmte Arkasson zu. „Hört sich an als käme es aus dem Felsen...“
    Ein paar Steinbröckchen lösten sich aus dem Felsen und fielen den drei zu Füßen. Sie senkten den Blick. Im nächsten Moment berstete die Wand zu ihrer Linken und die Trümmer schossen umher. Schützend hielten Arkasson und Haddy ihre Schilde hoch. Der Staub hatte sich noch nicht gelegt, da konnte man aus der dunklen Öffnung ein lauter werdendes Kreischen hören und schon kamen die ersten, schmutzigen Kreaturen herausgesprungen. Bilwisse. Plötzlich waren sie überall. Sie krochen zwischen den Steinen hervor, aus Löchern und Höhlen hoch oben im Berg.

    Eine dieser Kreaturen sprang auf Skadi. Abwehrend hob sie die Hände, doch wurde sie bei dem Angriff von den Füßen gerissen. Kaum eine handbreit waren ihr Gesicht und das der Abscheulichkeit voneinander entfernt. Sie konnte den fauligen Atem riechen und sah die spitzen Zähne, die nach ihrer Kehle schnappten. Wie aus dem Nichts griff eine Hand den um den dünnen Hals des Bilwisses und riss ihn von der Bardin runter. Numil hielt die erbärmliche Kreatur hoch, die versuchte sich aus seinem Griff zu winden und zappelte und schrie. Doch alles half nichts und so schleuderte Numil das Getier einfach über seine Schulter. Es landete ein paar Meter weiter hinten im See.

    Der Hauptmann half der Bardin aufzustehen. Diese ergriff ihre Laute „ Jetzt reichts mir.“, sagte sie verärgert und zupfte an den Saiten. Kein Ton war zu hören, aber die Luft vibrierte. Weit über ihren Köpfen lösten sich ein paar Steinchen. Diese rollten den Berg hinab und stießen große Steine an, die dann ebenfalls hinab rollten. So entstand eine gewaltige Lawine, die den Hang herunter walzte. „Lauft!“, schrie Skadi. Die fünf Gefährten rannten los, dicht gefolgt von den Männern der Zwergen-Expedition. Ein lautes Tosen kündigte an, dass sich die Lawine direkt über ihnen befand. Mit einem Hechtsprung flüchteten sie sich im letzten Moment aus dem Gefahrenbereich. Hinter ihnen fielen Tonnen an Gestein auf den Weg, die die Bilwisse unter sich begruben.

    „Pah, Mensch. Das nächste Mal warnst du uns lieber vor.“ Arkasson rappelte sich mühselig auf und klopfte den Staub von seiner Rüstung.
    „Alle unverletzt?“, erkundigte sich Noras nach seinen Gefolgsleuten. Schmutzverschmiert standen alle vier auf.
    „Tut mir leid, Jungs“, entschuldigte sich Skadi und setzte eine Unschuldsmiene auf.
    „Hehe... und ich weiß auch schon wer das später Bósi erklärt. Der wird nicht erfreut sein.“, schielte Haddy sie an.

    „He, wo sind denn die Zwerge hin?“, fiel Numil auf. Sie gingen los und hinter der nächsten Biegung sahen sie sie. Die Vermissten standen in einem Halbkreis vor einer Wand, hinter ihnen der See. Die Kameraden marschierten Richtung Wand und quetschten sich durch die Zwerge. Vor ihnen waren die Umrisse einer Tür eingemeißelt. Nicht besonders schön, nicht besonders groß - warum auch? Für die Zwerge reichte es ja allemal. - und sehr schlicht. Aber über der Tür prangten in kunstvoller Kalligraphie elbische Worte, die frei übersetzt soviel heißen wie „Sprich Freund und tritt ein“.
    „Ein Rätsel?“, überlegte Noras.
    „Über so was kann ich am besten in meiner Sauna denken.“, seufzte Haddy und spielte gedankenversunken an dem Verschluss seiner Hose.

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    Kapitel 7
    - Schrecken aus der Tiefe -

    Lange saßen die Gefährten vor dem Tor und versuchten es zu öffnen.
    "Sprich Freund ... Freund ...", grübelte Noras und starrte nachdenklich an das Tor.
    Haddy wurde es derweil zu langweilig und so ließ er Steinchen auf dem Wasser des Sees hüpfen, der sich ganz in der Nähe befand. Einige der Zwerge machten mit und sie hüpften sie nahezu synchron über das Wasser.
    Bósi saß direkt neben Noras und versuchte ihm beim Rätsel zu helfen. Mit Skepsis betrachtete er den See und die Steinewerfer. "Sie sollten besser damit aufhören. Ich spüre, hier ist Böses im Gange. Wir sollten das Wasser nicht aufschrecken ... oder das, was vielleicht darin lebt."
    Noras schaute hinüber und nickte dem Zwerg zustimmend zu. "Skadi, Numil, geht bitte los und ermahnt die Leute, das Steinewerfen bleiben zu lassen."
    "Jawohl!", entgegnete Numil und salutierte zackig.
    Der Zwerg und der Mensch widmeten sich währenddessen weiter dem Rätsel. Doch gerade als Numil und Skadi losgingen, um die Zwerge und Haddy zu ermahnen, vibrierte die Wasseroberfläche. Sie kreuselte sich und warf immer mehr Wellen auf. Plötzlich schnellten Tentakel aus dem Wasser heraus und schnappten sich zwei der Zwerge. Einer wurde gegen die Felswand geschleudert, während der andere in die Tiefe gezogen wurde. Haddy ergriff sein Schwert und konnte einen Fangarm dieses Dings abhacken. Ein ohrenbetäubender Lärm war in dem Moment zu hören, da das Biest einen seiner Arme verlor. Wild fuchtelten neue Arme aus dem Wasser hervor und wirbelten durch die Luft.
    "So langsam könntet ihr mal schneller nachdenken!", rief Numil seinem Anführer und dem Führer der Zwergenexpedition entgegen während er mit einem mächtigen Hieb seine Hellebarde auf das Ungeheuer niederfahren ließ. Verzweifelt schlug Noras die Hände vor die Augen und grübelte weiter.
    "Sprich Freund ... was soll das nur heißen ... Freund ... Mellon!", sprach er dann erstaunt aus, als ob ihn ein Geistesblitz traf. Das Wort hallte gegen die kahle Felswand und brachte das Relief darauf zum leuchten. Dann öffnete sich das massive Steintor. "Allemann hinein!", rief Noras den Zwergen und seinen Gefährten zu, während diese weiter gegen den Schrecken aus der Tiefe kämpften. Numil war gerade dabei, seine Hellebarde aus einem der Tentakel zu befreien, als ein weiterer ihn schnappen wollte. Doch eh es soweit kommen konnte, wurde er durchsiebt von etlichen Pfeilen, die Noras mit seinem Cûrandir ihm entgegenschickte. "Los jetzt!", rief er erneut.
    Numil nickte und befahl den anderen den Rückzug. Einige Zwerge ließen sich davon jedoch nicht beirren und kämpften weiter. Sie waren stolze Krieger. Vielleicht sogar zu stolz, um sich eine Niederlage einzugestehen. Einige lagen bereits bewusstlos am Boden, andere widerum wurden in die Tiefe des Sees gezerrt und tauchten nicht wieder auf.
    Während die Gefährten versuchten, in die Höhle zu gelangen, griff das Monster immer wieder nach ihnen, doch gekonnt wurde jeder Angriff abgewehrt. Einer nach dem anderen gelangte hinein, bis sich das Tor wieder schloss. Gespenstische Ruhe machte sich breit. Skadi entzündete eine Fackel.
    "Sind alle in Ordnung?", fragte Noras alle Anwesenden. Bósi saß merklich traurig in einer Ecke und grübelte. Er sprach kein Wort und schien mit den Gedanken ganz woanders. Die restlichen Anwesenden nickten mit den Köpfen und steckten ihre Waffen weg. "Wir sollten weiterziehen und einen geeigneten Ort finden, um ein Lager aufzuschlagen. Bósi, ich weiß Ihr habt ein paar sehr gute Männer verloren, aber wir müssen nun weiter."
    Der Zwerg schaute traurig und wütend zugleich hinauf. Dann nickte er schließlich und rappelte sich auf. Man sah ihm den Grimm auf diese Bestie deutlich an und es war klar: Dieser Zwerg würde nicht ruhen, ehe er Rache für seine gefallenen Kameraden nehmen konnte.
    Noch war unklar, wohin die Reise den Rabenbund und seine zwergischen Waffenbrüder führen würde. Schritt für Schritt halfen sie den Zwergen dabei, Stellungen zu bauen und ihre Position in den Tiefen Morias zu sichern. Energisch erkundeten sie dabei jeden Winkel und suchten einen sicheren Weg nach Lothlórien.

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    Last edited by Tolbran; Jul 22 2011 at 04:08 AM.

  3. #3
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    Band III
    Aufbruch

    Kapitel 1
    - Noras Collfaron -

    Noras war das einzige Kind aus einer Bauernfamilie, deren Hof sich irgendwo bei den nördlichen Breefeldern befand. Er spielte oft in der Natur und lernte, gemeinsam mit ihr zu leben. Eines Tages traf er auf einen Schwarm Raben. Der Jüngling war fasziniert von ihnen, beobachtete sie sehr lange und verfolgte sie monatelang. Mit der Zeit eignete er sich sogar ihre Sprache an und schloss mit einigen von ihnen Freundschaft. Die Raben standen ihm seither stets treu zur Seite, wenn ihm Gefahr drohte.

    Als Jugendlicher war Noras oft zu Besuch auf dem Hengstackerhof und trainierte dort seine Reitkünste. Früh lernte er den Umgang mit dem Schwert und probte heimlich mit Éogars Knechten hinter den Stallungen. Eines Tages wurden sie dabei von einem ihnen bislang unbekannten Herrn bemerkt. Er trug dezente Kleidung, sein Kopf lag verborgen unter einer Kapuze. Auf dem Rücken trug der Fremde einen Langbogen samt Köcher und an seinem Gürtel ein kunstvoll gefertigtes Schwert, was vermutlich allein die Elben auf diese Weise herstellen können.
    "Ihr müsst das Schwert höher halten, junger Knecht!", rief er den Burschen zu, die überrascht, aber auch ebenso beschämt in seine Richtung schauten.
    "Wer seid Ihr, dass Ihr Euch in unsere Angelegenheiten mischt?", entgegnete Noras kühn und wurde gleichzeitig von einem seiner Freunde von der Seite angestubst.
    "Das ist einer der Waldläufer aus dem Norden.", flüsterte ihm Arndur, einer der Knechte, verlegen zu.
    Noras Augen weiteten sich ein wenig, doch versuchte er, es sich nicht anmerken zu lassen.
    "Verzeiht", antwortete der Waldläufer milde lächelnd. "Mein Name ist Halbarad. Ich komme aus Esteldín, um Éogar zu sehen. Er versprach uns neue Pferde. Ihr Burschen wisst nicht zufällig, wo er gerade ist?"
    "D-Doch...", stammelte einer der Burschen hervor. "E-Er ist in seinem Haus, dort drüben."
    "Habt Dank." antwortete Halbarad, klopfte im Vorbeigehen mit einem Grinsen auf Noras Schulter und ging hinüber zum Haus.
    Die Jungen waren sichtlich aufgeregt. Noch nie haben sie einen der Waldläufer gesehen. Man erzählte sich nur allerlei Geschichten über sie.
    "Lasst uns weitermachen!" rief Arndur und ließ seine Klinge an der von Noras erklirren. Noras parierte den Angriff und konterte die Hiebe Arndurs. Jedoch war er seit dieser kurzen Begegnung in Gedanken versunken. Er war beeindruckt von der Erscheinung des Waldläufers. Der Mann schien all das zu verkörpern, was er selbst seit frühster Kindheit sein wollte. Die Jungen trainierte noch sehr lange an dem Tag und hätten fast noch ihre eigentlichen Aufgaben in den Stallungen vergessen. Hastig versteckten sie ihre Schwerter, als sie Éogar mit Halbarad aus dem Haus kommen sahen und nahmen sich alle rasch ein paar Heugabeln. Éogar und der Waldläufer gaben sich die Hand und schienen beide sichtlich zufrieden.
    "Aua! Pass doch auf!" rief Noras Arndur zu, als der ihm versehentlich einen schmalen Holzbalken an den Kopf schlug. Dann kratzte er sich am Hinterkopf und blickte erneut zu Éogars Haus hinüber. Doch der Waldläufer war bereits fort.
    Sehr lange dachte Noras an diese Begegnung hinter den Stallungen und in den Wochen, die seitdem vergingen, reifte in ihm der Entschluss, selbst einer der Waldläufer zu werden.

    [wird fortgesetzt ...]

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Kapitel 2
    - in Planung ... -

    X

    ---------------------------------------------------------------------------------------
    Last edited by Tolbran; Sep 05 2011 at 04:27 AM.

  4. #4
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    Band IV
    X

    Kapitel 1
    - in Planung ... -

    X

    ---------------------------------------------------------------------------------------
    Last edited by Tolbran; Aug 28 2011 at 11:37 AM.

  5. #5
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    AW: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Kapitel 2 wurde nun hinzugefügt. Viel Spaß beim Lesen!
    Last edited by Tolbran; Jul 08 2011 at 08:26 PM.

  6. #6
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    AW: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Kapitel 3 wurde hinzugefügt. Der Rabenbund wünscht allen ein schönes Wochenende!

    *edit: Da wir uns nun entschieden haben, unsere Chronik in verschiedene Bände aufzuteilen und der Platz für die Bände I und II in einem Post allein nicht mehr ausreichte, habe ich Band II in den ersten Folgepost gesetzt. Band I wird dann hier nachgereicht, sobald Band II vollständig veröffentlich wurde.
    Last edited by Tolbran; Jul 09 2011 at 09:07 AM.

  7. #7
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    AW: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Der Rabenbund wünscht einen guten Start in die neue Woche und viel Spaß beim Lesen von Band II, Kapitel 4.

  8. #8
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    AW: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Wir wünschen allen ein schönes Wochenende und viel Spaß mit Band II, Kapitel 5!

  9. #9
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    AW: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Wir wünschen einen guten Start in die neue Woche und viel Spaß mit Band II, Kapitel 6!

  10. #10
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    AW: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Ein schönes Wochenende an alle auf Anduin! Band II, Kapitel 7 fällt diesmal etwas kürzer aus. Das nächste Mal geht es weiter mit Band I, Kapitel 1. Band I umfasst insgesamt sechs kurze Kapitel und ist in seiner Struktur etwas loser gehalten als es bisher bei Band II war. Dieser vorgeschobene Teil wird dazu dienen, um zum zweiten Band hinzuführen und ein paar weitere unserer Mitglieder vorzustellen. Band III wird folgen, sobald Band I vollständig veröffentlicht wurde.
    Last edited by Tolbran; Jul 22 2011 at 04:17 AM.

  11. #11
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Eine neue Woche, ein neues Kapitel (BI, K1).

    Bald wird auch der Rabenzwist stattfinden! Wir hoffen auf viele Besucher und ebenso auf aktive Teilnehmer! Jeder, der daran teilnehmen möchte, schreibt bitte eine kurze Notiz per IG-Post an Noras. Derzeit sind wir noch dabei, Preis-Pakete für die ersten drei Plätze zu schnüren.

  12. #12
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Auch wenn der Rabenzwist leider nicht so wie erhofft verlief, so gibt es an dieser Stelle zumindest wieder ein neues Kapitel in unserer Sippengeschichte. Band I, Kapitel 2 handelt von unserem Waffenmeister Terandiel.

  13. #13
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Band I, Kapitel 3 ergänzt. Dieses Mal geht es um unseren zwergischen Wächter Arkasson.

  14. #14
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Band I, Kapitel 4 ergänzt. Beiträger dieses Kapitels ist unser Kundiger Medice. Wir wünschen allen einen guten Start in die neue Woche!

  15. #15
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Band I, Kapitel 5 ergänzt. Es beschreibt, wie unser Runenbewahrer Gondram zu uns fand.

  16. #16
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Band I, Kapitel 6 ergänzt. Es ist das letzte Kapitel des ersten Bandes und dient als Brücke zu Band II.

  17. #17
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    Re: [Sippengeschichte] Der Rabenbund

    *Update*

    Band III, Kapitel 1 ergänzt.

    Das Kapitel ist jedoch noch nicht vollständig und bekommt nach und nach noch eine Erweiterung. Band III wird kurze Biographien der Charaktere unserer Mitglieder umfassen. Jedem Charakter ist daher ein eigenes Kapitel gewidmet. Im ersten Kapitel geht es um Noras, wie er dazu kam, sich den Waldläufern des Nordens anzuschließen, wie er zu seinem Beinamen kam und sich aufmachte, Gefolgsleute zu sammeln.

 

 

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